Menschen suchen Schutz in einer U-Bahn-Station in Kiew.

Russische Invasion Massive Angriffe auf ukrainische Städte

Stand: 10.02.2023 13:58 Uhr

Russland hat ukrainische Städte erneut mit einer Angriffswelle überzogen. Laut dem Generalstab in Kiew wurden Marschflugkörper und Drohnen auf den Nordosten und Süden des Landes abgefeuert. In einigen Regionen fiel der Strom aus.

Bei einer neuen Welle russischer Raketenangriffe auf die Ukraine hat es Einschläge in vielen Teilen des Landes gegeben. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe haben die Truppen des Kremls "massive" Raketen- und Drohnenangriffe auf den Nordosten und Süden gestartet. Im ganzen Land heulten am Morgen die Sirenen.

Russland habe vom Schwarzen Meer aus insgesamt sechs "Kalibr"-Marschflugkörper abgefeuert, von denen fünf von der ukrainischen Abwehr abgeschossen worden seien, erklärte die Luftwaffe.

Von sieben Kampfdrohnen iranischer Bauart, die Russland vom Asowschen Meer aus eingesetzt habe, habe die ukrainische Flugabwehr ebenfalls fünf zerstören können. Zudem habe Russland bis zu 35 Raketen vom Typ S-300 auf Saporischschja im Süden und Charkiw im Nordosten abgefeuert. Die S-300 sind eigentlich als Flugabwehrraketen konzipiert, können aber auch gegen Bodenziele eingesetzt werden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Landesweit Stromausfälle

Der ukrainische Armeechef Walery Saludschny erklärte, zwei der russischen Marschflugkörper hätten Rumänien und Moldau überflogen, bevor sie in den ukrainischen Luftraum vorgedrungen seien. Moldau gab bekannt, eine Rakete habe den eigenen Luftraum durchquert. Rumänien wies dies zurück - das Geschoss sei 35 Kilometer außerhalb des rumänischen Raumes geblieben.

Laut dem staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenergo wurden mehrere Hochspannungsanlagen in östlichen, westlichen und südlichen Regionen der Ukraine getroffen. Ziele seien demnach auch "Kraft- und Umspannwerke", was zu vorsorglichen Stromabschaltungen geführt hätte. Besonders die kritische Infrastruktur in den Regionen Charkiw und Saporischschja stand demnach unter Feuer. Teile der gleichnamigen Städte und ihr Umland waren erneut ohne Strom.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.

Drohnen offenbar abgefangen

Laut dem Gouverneur von Charkiw, Oleg Synegubow, lösten die Angriffe auf "kritische Infrastruktur" eine Reihe von Bränden aus, die jedoch rasch wieder gelöscht werden konnten. Niemand sei verletzt worden, doch in Teilen der zweitgrößten Stadt des Landes sei der Strom ausgefallen.

In der ebenfalls umkämpften Region Saporischschja sollen offiziellen Angaben zufolge innerhalb einer Stunde 17 Geschosse eingeschlagen sein. "Das ist die größte Anzahl seit Beginn der Invasion", teilte der Sekretär des Stadtrates von Saporischschja, Anatolij Kurtjew, auf seinem Telegram-Kanal mit.

Russland feuert Raketen auf ukrainische Hauptstadt Kiew

Susanne Petersohn, WDR, zzt. Kiew, tagesschau, tagesschau, 10.02.2023 20:00 Uhr

Nächtliche Explosionen in Dnipro

Medienberichten zufolge waren in der Nacht auch Explosionen in der Millionenstadt Dnipro und im Gebiet Winnyzja zu hören. Laut dem Leiter der Gebietsverwaltung von Dnipropetrowsk, Serhyj Lysak, stammten die Explosionen von der ukrainischen Flugabwehr. Diese habe alle einfliegenden Drohnen abgefangen.

In der Industriestadt Krywyj Rih sei jedoch eine Rakete in ein Objekt der Energieversorgung eingeschlagen. "Dort gibt es ernsthafte Schäden", zudem sei ein 46-jähriger Mann verletzt worden, so Lysak.

Raketen auf Kiew abgeschossen

Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew heulten wieder die Alarmsirenen. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko seien zehn russische Raketen abgeschossen worden. Es habe keine Opfer gegeben, schreibt der Bürgermeister.

Das Stromnetz sei aber beschädigt worden. Die Reparaturarbeiten hätten bereits begonnen. Das Energieunternehmen DTEK teilte mit, in der Hauptstadt und dem umliegenden Gebiet sei es zu Notabschaltungen gekommen.

Briten: Hohe russische Verluste

Der ukrainische Generalstab und Strategen der NATO rechnen schon länger mit einer neuen russischen Offensive, da sich der Jahrestag der russischen Invasion am 24. Februar nähert. Gestern hatte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Krylenko, gesagt, dass der Angriff begonnen habe.

Vor allem in Städten wie Bachmut, Awdijwka und Wuhledar, die schon die blutigsten Kämpfe des Krieges erlebt hatten, "eskalieren die Kräfte und Mittel des Feindes mit täglicher Intensität". "Sie versuchen, diese Gebiete und wichtigen Städte einzunehmen, um neue Erfolge zu erzielen", sagte Krylenko.

Nach Einschätzung britischer Militärexperten sind Wagner-Söldner und reguläre russische Truppen in den vergangenen Tagen auf die diese Städte vorgerückt. Diese hätten dabei aber teils hohe Verluste erlitten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Februar 2023 um 13:00 Uhr.