Archivbild: Mariupol unter Beschuss

Beschuss ukrainischer Städte Ernste Lage in Mariupol

Stand: 08.03.2022 14:07 Uhr

In der strategisch wichtigen ukrainischen Küstenstadt Mariupol wird die humanitäre Lage angesichts der Kämpfe immer schlechter. Auch anderswo im Land setzt Russland seine Offensive trotz Verhandlungen über eine Feuerpause fort.

In der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol spitzt sich die Lage nach Angaben des Stadtrats der südukrainischen Kommune weiter zu. "Es gibt keine Straße ohne kaputte Fenster, zerstörte Wohnungen oder Häuser." Die Stadt sei ohne Strom, Wasser und Gas. Mariupol liegt nahe der sogenannten Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee im Verwaltungsbezirk Donezk. Die Stadt hat strategisch große Bedeutung.

Das ukrainische Innenministerium teilte mit, es hoffe auf humanitäre Korridore am Dienstag. Russland und die Ukraine hatten am Montag über mögliche Fluchtrouten auch für Bürger aus Mariupol gesprochen. Russland kündigte am Abend eine Feuerpause für den heutigen Dienstag an.

Stephan Stuchlik ,WDR, zur aktuellen Lage im Krieg gegen die Ukraine

tagesschau24 09:00 Uhr

Selenskyj beruft Soldaten aus dem Ausland zurück

Auch in anderen Regionen des Landes gehen die Kämpfe weiter. Dem ukrainischen Generalstab zufolge zieht Russland weiterhin Soldaten und militärische Ausrüstung an den Fronten in Kiew, Mariupol im Süden und Charkiw im Nordosten zusammen. Demnach erlitten die russischen Streitkräfte Verluste, als sie versuchten, die Stadt Isjum im Osten des Landes einzunehmen.

"Die Besatzer haben die Stadt in Angst und Schrecken versetzt und zivile Einrichtungen und Infrastrukturen bombardiert", erklärte der Generalstab. Allerdings hätten die Angreifer sich "demoralisiert" zurückziehen müssen.

Frontverläufe in der Ukraine mit Städten für die Fluchtkorridore

Laut dem ukrainischen Parlament beorderte Präsident Selenskyj alle ukrainischen Soldaten, die an Auslandseinsätzen teilnehmen, ins Heimatland zurück, um die eigene Armee zu verstärken.

Ukraine meldet Tod von russischem General bei Kämpfen

Bei Kämpfen um die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw ist nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes ein russischer General getötet worden. Demnach handelt es sich um Generalmajor Witali Gerassimow. Der 45-Jährige habe mit russischen Truppen in Syrien und Tschetschenien gekämpft und an der Besetzung der Krim 2014 teilgenommen, hieß es. Der Tod Gerassimows konnte nicht unabhängig überprüft werden. Russland äußerte sich zunächst nicht.

Bereits zuvor war bei den Kämpfen ein weiterer russischer General getötet worden. Eine örtliche Offiziersorganisation in Russland bestätigte den Tod von Generalmajor Andrej Suchowetzki, dem Kommandeur der 7. Luftlandedivision. Auch er nahm am russischen Feldzug in Syrien teil.

"Hat sich schwer verrechnet": Politikwissenschaftler Gustav Gressel, European Council on Foreign Relations, zu Putins Annahme über die Ukrainer

tagesthemen, tagesthemen, 07.03.2022 22:15 Uhr

Behörden: Mehr als zehn Tote bei Angriffen auf Sumi

Bei Luftangriffen auf die nordostukrainische Großstadt Sumi sind den örtlichen Behörden zufolge 21 Menschen getötet worden. "In einigen Ortschaften wurden Wohngebäude bombardiert. Und fast im Zentrum von Sumi wurden mehrere Häuser durch einen Bombentreffer zerstört", teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht mit.

Auch vier ukrainische Soldaten seien "im ungleichen Kampf mit dem russischen Militär" getötet worden, erklärte Schywyzkyj. "Wir werden es nie vergeben." Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

IAEA erhält Berichte über Kriegsschäden an weiterer Atomanlage

Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) hat unterdessen Berichte über Kriegsschäden an einer weiteren Nuklearanlage in der Ukraine erhalten. Die in Wien ansässige UN-Organisation teilte am Montag mit, dass die ukrainischen Behörden am Sonntag einen Artillerieangriff auf eine Atom-Forschungseinrichtung in Charkiw gemeldet hätten. Es sei allerdings kein Anstieg der Strahlungswerte an der Anlage festgestellt worden.

Da der "Bestand an radioaktivem Material sehr gering ist" und in einem "unterkritischen" Zustand gehalten wird, hätte der gemeldete "Schaden keine radiologischen Folgen gehabt", betonte die Behörde. Die betroffenen Anlage ist Teil des Charkiwer Instituts für Physik und Technologie, eines Forschungsinstituts, das radioaktives Material für medizinische und industrielle Anwendungen herstellt. Charkiw wurde in den letzten Tagen das Ziel intensiver russischer Luftangriffe.

Russland meldet Geländegewinne

Am Montag hatte die russische Armee Geländegewinne in der Ostukraine gemeldet. Russische Truppen hätten fünf Siedlungen an der Grenze der Gebiete Donezk und Saporischschja eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Zudem hätten Kampfjets und Bomber 26 weitere militärische Objekte zerstört, so das Ministerium weiter.

Nach ukrainischen Angaben fügten die Streitkräfte der Ukraine den Angreifern schwere Verluste bei. Einige russische Einheiten hätten bei Kämpfen um Konotop und Ochtyrka im Nordosten des Landes bis zu 50 Prozent ihres Personals verloren. "Der moralische und psychologische Zustand des Feindes bleibt extrem niedrig", erklärte der Generalstab in Kiew. Russische Soldaten würden in Scharen desertieren. Der Generalstab warf den russischen Truppen vor, noch schwerere Luftangriffe auf ukrainische Städte zu fliegen. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Tote bei Beschuss einer Bäckerei

Bei einem russischen Luftangriff westlich von Kiew sind nach ukrainischen Angaben mindestens 13 Zivilisten getötet worden. Eine Granate habe das Gelände einer Großbäckerei im Ort Makariw getroffen, teilte das ukrainische Innenministerium mit. Fünf Menschen seien aus den Trümmern gerettet worden. Insgesamt hätten sich etwa 30 Menschen auf dem Gelände aufgehalten. Die Bäckerei sei derzeit nicht in Betrieb.

Russische Truppen stehen nordwestlich von Kiew und versuchen, auch von Westen auf die ukrainische Hauptstadt vorzurücken. Dabei wurde offenbar der Vorort Irpin von russischem Militär eingenommen. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie zahlreiche Bewohner mit nur dem nötigsten Hab und Gut die Region verlassen. Sie berichten von Plünderungen durch russische Soldaten und mehreren Getöteten.

Taktiker oder Wahnsinniger? Das Bild von Wladimir Putin

T. Berbner/J. Jolmes/A. Bakkenbühl, NDR, tagesthemen, tagesthemen, 07.03.2022 22:15 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 08. März 2022 die tagesschau ab 09:00 Uhr und tagesschau24 ab 09:05 Uhr.