Ein russischer Soldat steht vor dem ukrainischen AKW Saporischschja (Archiv)

Saporischschja und Gaslieferungen Russlands "Energiekrieg" gegen Europa

Stand: 04.09.2022 09:03 Uhr

Mal fließt das Gas, mal fließt es nicht. Angesichts der jüngsten Unterbrechung hat der ukrainische Präsident Selenskyj Russland einen "Energiekrieg" gegen Europa vorgeworfen. Sorgen bereitet auch die Lage im AKW Saporischschja.

Laut der Internationalen Atomenergieagentur IAEA ist die Stromverbindung des Atomkraftwerks Saporischschja über die Hauptleitungen gekappt worden. Die Anlage hänge nur noch über ein Reservekabel am Netz. Denn auch gestern seien wieder Geschosse auf das Gelände eingeschlagen, sagte Igor Konaschenkow, Leiter der Abteilung für Information und Massenkommunikation des russischen Verteidigungsministeriums.

Obwohl sich Vertreter der IAEA in Saporischschja aufhielten, habe das "Kiewer Regime" erneut versucht, die Anlage zu erobern, so Kunaschenkov. "Mehr als 250 Soldaten, darunter auch ausländische Söldner auf Motorbooten und Kuttern, versuchten am Ufer des Stausees in der Nähe von Bord zu gehen."

IAEA: "Ein Unterschied wie Tag und Nacht"

Seit Donnerstag befindet sich ein Team der IAEA in Saporischschja, um die Lage im größten Atomkraftwerk Europas beobachten zu können. Es sei ein Unterschied wie "Tag und Nacht", sagte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde. Denn nun seien endlich eigene Experten im Atomkraftwerk Saporischschja, um die Lage unabhängig von den Kriegsparteien einschätzen zu können. 

Die Entwicklungen dort könnten nun durch die Beobachter der IAEA, die noch dortgeblieben sind, sicher, schnell und verlässlich beurteilt werden. Trotzdem ist die Lage im Atomkraftwerk und auch in der nächsten Umgebung weiterhin sehr instabil. Details zur Sicherheit des Kernkraftwerkes wollen die Atomenergieexperten in einem Bericht Anfang der Woche vorstellen.

Tobias Dammers, WDR, zzt. Kiew, zu Schmyhalls Besuch in Berlin

tagesschau24 09:00 Uhr

"Europa mit Armut und Chaos treffen"

In einer seiner Videoansprachen gestern am späten Abend sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass Moskau nicht nur einen konventionellen Krieg in der Ukraine führe, sondern bewusst auch einen "Energiekrieg" in Europa: "In den vergangenen Tagen hat Russland versucht, noch mehr Druck auf Europa auszuüben, die Gaspipeline Nord Stream 1 wurde komplett gestoppt."

Russland wolle das "normale Leben jedes Europäers zerstören", so Selenskyj. "Dort, wo Moskau dies nicht mit Waffengewalt erreichen kann, will es nun den Entzug von Energie nutzen. Statt mit Raketen will Russland Europa mit Armut und politischem Chaos treffen." Die russischen Energie-Attacken, so Selenskyj, würden nun zum Winter noch massiver werden.

 

 

Silke Diettrich, NDR, zzt. Kiew, 04.09.2022 12:05 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 04. September 2022 tagesschau24 um 09:00 Uhr und BR24 um 09:04 Uhr.