
Polen warnt Lukaschenko Sorge vor der Ausweitung des Krieges
In Polen wächst die Sorge vor einer Ausbreitung des Ukraine-Krieges. Nach der Ankündigung des belarusischen Machthabers Lukaschenko einer gemeinsamen Armeeeinheit mit Russland übte Warschau nun scharfe Kritik.
Militärübungen der ukrainischen Streitkräfte im Grenzgebiet zu Belarus: Auf Filmmaterial, das von den Nachrichtenagenturen Reuters und AP verbreitet wurde, sind ukrainische Soldatinnen und Soldaten zu sehen, die sich auf einen möglichen Angriff aus dem Norden vorbereiten.
Die Gefahr sei real, meint der Kommandeur der ukrainischen Einheiten, Serhiy Naev. Immerhin sei Belarus ein Verbündeter Russlands bei dieser Aggression gegen die Ukraine. "Wir rechnen mit einem ganzen Spektrum von Bedrohungen und tun alles, damit diese Bedrohungen nicht Realität werden."
Lukaschenko kündigt russisch-belarusische Armeeinheit an
Erst vor wenigen Tagen hatte Lukaschenko angekündigt, eine gemeinsame russisch-belarussische Armeeinheit aufzubauen. Er begründete dies mit der Verschärfung der Lage an der westlichen Grenze von Belarus. Der Aufbau der gemeinsamen Militärstreitmacht habe bereits begonnen, so Lukaschenko bei einem Treffen mit hohen Militärs seines Landes. Sollte sich die Lage verschlimmern, werde die Einheit eingreifen.
Die militärische Führung der NATO und die einiger europäischer Staaten erwägen offen die Möglichkeit einer Aggression gegenüber unserem Land, bis hin zu einem Atomschlag. Über inoffizielle Kanäle wurden wir gewarnt, dass ein Anschlag auf unserem Territorium geplant sei, nach dem Vorbild des Anschlags gegen die Krim-Brücke.
Auch in Polen wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges Richtung Westen. Der stellvertretende polnische Außenminister Marcin Przydacz sagte dem polnischen Fernsehsender TVP, der Westen müsse alles tun, um einen direkten Eintritt von Belarus in den Krieg gegen die Ukraine zu verhindern.
Lukaschenko hat verschiedene Aktionen an der Grenze zur Ukraine gestartet, um Teile der ukrainischen Streitkräfte an die Grenze zu Belarus zu ziehen, damit sie an der Front im Süden fehlen. Die westlichen Staaten sollten der Regierung von Belarus sehr deutlich zu verstehen geben, welche Konsequenzen es hätte, wenn Belarus sich aktiv an diesem Krieg beteiligen würde.
Oppositionsführerin bezweifelt direktes Eingreifen
Ein direktes Eingreifen der belarusischen Streitkräfte hält die im Exil lebende Oppositionsführerin Sviatlana Tichanowskaja jedoch für unwahrscheinlich. Die Armee ihres Landes sei dazu nicht bereit, sagte Tichanowskaja bei einer Rede im EU-Parlament in dieser Woche.
Ich bezweifele, dass sich belarusische Soldaten an diesem Krieg beteiligen würden. Aber Lukaschenko baut eine Bedrohung auf, er spricht von einer Bedrohung durch die Ukraine, durch Feinde von außen und spricht davon, dass sich Belarus verteidigen müsse. Doch das Volk in Belarus versteht sehr gut, dass keine Gefahr von Polen oder Litauen oder von irgendeinem anderen demokratischen Land in Europa besteht. Lukaschenko erfüllt nur den Wunsch seines Herren, Putin.
Zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar waren russische Soldaten von Belarus aus in die Ukraine einmarschiert und bis in die Vororte von Kiew vorgedrungen. Sollten erneut russische Soldaten nach Belarus verlegt werden, so Tichanowskaja beim "Warsaw Security Forum" Anfang des Monats in der polnischen Hauptstadt, werde es in Belarus Widerstand geben.
Es gibt Anzeichen dafür, dass erneut russische Truppen nach Belarus verlegt werden. Unsere Partisanen bereiten sich bereits für diesen Fall vor, auch wenn auf solche Sabotage-Akte die Todesstrafe steht. Aber es geht auch um unsere Zukunft. Ohne eine freie Ukraine wird es kein freies Belarus geben. Deshalb ist es unsere Pflicht, nicht nur unser Regime zu bekämpfen, sondern auch der Ukraine zu helfen.
EU-Ausbildungsmission für ukrainische Streitkräfte
Gestern hatten sich die EU-Staaten auf eine Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte verständigt. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der 27 Mitgliedstaaten billigte die Pläne für ein Trainingsprogramm für rund 15.000 Soldaten.
Die formelle Bestätigung soll am Montag bei einem Außenministertreffen in Luxemburg erfolgen. Um das Risiko zu minimieren, dass Russland die Ausbildungsmission angreift, wird die Ausbildung nicht in der Ukraine, sondern unter anderem in Polen und Deutschland organisiert.