Ukrainische Soldaten bereiten sich darauf vor, an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bachmut auf russische Stellungen zu schießen.

Krieg gegen die Ukraine Weiter heftige Kämpfe um Bachmut

Stand: 13.03.2023 20:17 Uhr

Trotz Munitionsmangels wird im Osten der Ukraine weiter heftig gekämpft. Sowohl die russischen Angreifer als auch die ukrainischen Kämpfer fordern Nachschub - auch direkt von Deutschland. Bachmut ist zum Teil unter russischer Kontrolle.

Im Osten der Ukraine klagen nach monatelangen schweren Kämpfen inzwischen beide Kriegsparteien über fehlende Munition. In der Schlacht um die weitgehend zerstörte Stadt Bachmut rufen die russischen Angreifer um die Söldnertruppe Wagner ebenso nach Nachschub wie die Verteidiger.

Luftabwehr in Ukraine verstärken

Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj drängte in einem Telefonat mit US-Generalstabschef Mark Milley auf neue Munition und Technik. Zudem müsse die Flugabwehr seines Landes verstärkt werden, sagte er offiziellen Angaben zufolge.

Außenminister Kuleba sagte der "Bild am Sonntag", die fehlende Munition sei das Problem "Nummer eins" im Kampf gegen die russischen Besatzer. "Deutschland könnte wirklich mehr bei der Munition helfen. Mit Artillerie-Munition."

10.000 Tonnen Munition im Monat

Allerdings fehlt es auch der russischen Söldnertruppe Wagner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin an Artilleriegeschossen und Patronen. Für den Kampf um Bachmut brauche seine Truppe jeden Monat 10.000 Tonnen Munition, sagte Prigoschin in einem Video. Er forderte dringend Nachschub.

Das Video zeigt ihn angeblich auf dem Dach eines Hauses in Bachmut. Zu sehen sind viele zerstörte Häuser und Straßenzüge. Von den einst 70.000 Einwohnern leben dort nur noch einige Tausend, die meisten in Ruinen. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen mehr als ein Jahr.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.

Der Fluss Bachmutka, der in Nord-Süd-Richtung durchs Stadtzentrum fließt, sei nun die Frontlinie, hieß es in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die ukrainische Armee habe Brücken zerstört und beschieße vom Westteil der Stadt aus eine "Todeszone" von 200 bis 800 Metern entlang des Flusses. Das mache es "sehr herausfordernd für die Wagner-Kräfte, ihren Frontalangriff nach Westen fortzusetzen".

Moskau nennt solche Berichte Desinformation. Aber auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) aus den USA berichtete, dass es den Wagner-Söldnern zunehmend schwer falle, im Stadtgebiet signifikante Fortschritte zu machen.

Nach Einschätzung der US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" sind die russischen Angriffe festgefahren. Es gebe keine Hinweise auf ein weiteres Vordringen, teile das ISW am Samstagabend (Ortszeit) mit. Nach Angaben des Sprechers der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhij Tscherewaty, habe es binnen 24 Stunden 23 Gefechte in der Stadt gegeben.

Bachmut soll trotz hoher Verluste weiter gegen russische Angriffe verteidigt werden

Darko Jakovljevic, ARD Kiew, tagesschau, tagesschau, 12.03.2023 20:00 Uhr

Ukraine will Bachmut weiter verteidigen

Allen Klagen über den Munitionsmangel zum Trotz gingen die Gefechte in unverminderter Härte weiter. Der Osten von Bachmut ist nach Einschätzung britischer Experten inzwischen größtenteils unter Kontrolle der Russen. Kiew will die Stadt aber nicht aufgeben.

Bachmut ist Hauptteil der ukrainischen Verteidigungslinie im Donezker Gebiet. Bei einem Erfolg öffnet sich für die Russen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Die Ukraine wird nach den Worten ihres Außenministers deswegen Bachmut trotz schwerer Verluste weiter verteidigen. Je länger das möglich sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, "dass andere Städte nicht das gleiche Schicksal erleiden".

Dieses Satellitenbild des Unternehmens Maxar zeigt zerstörte Brücken und Gebäude in Bachmut .

Dieses Satellitenbild des Unternehmens Maxar zeigt zerstörte Brücken und Gebäude in Bachmut (am 6. März veröffentlicht).

Russland hat in keiner Region die volle Kontrolle

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar vorigen Jahres angegriffen und große Teile der Oblaste Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja besetzt. Am 30. September 2022 hatte Russland die Gebiete völkerrechtswidrig annektiert. In keiner dieser Oblaste haben russische Truppen jedoch die volle Kontrolle.

Ziel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist es, alle Gebiete zu befreien, einschließlich der schon 2014 durch Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version der Meldung hieß es, russische Truppen hätten die Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja bei der international als Völkerrechtsbruch kritisierten Annexion besetzt. Die Besetzung großer Teile dieser Gebiete fand jedoch schon vor deren völkerrechtswidriger Annexion statt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. März 2023 um 16:00 Uhr.