Dalibor Dedek steht vor einem Mehrfachraketenwerfer.

Private Initiative für Ukraine Tschechen spenden für Waffenlieferungen

Stand: 02.04.2023 15:22 Uhr

Ein tschechisches Crowdfunding-Projekt sammelt Geld für Waffenlieferungen an die Ukraine. Damit wurden bereits Panzer, Raketenwerfer und Drohnen gekauft. Als Nächstes wollen die Tschechen einen Hubschrauber spenden.

Über den Erfolg sind die Initiatoren selbst überrascht. Kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine entstand in Tschechien eine private Crowdfunding-Plattform, um Geld für Waffen für die ukrainische Armee zu sammeln. "Darek pro Putina" - Geschenk für Putin - so der bitter-ironische Name der Aktion.

Mehr als 18 Millionen Euro sind bislang zusammengekommen. Angeschafft wurden dafür Thermowäsche und Sanitätstaschen, aber auch Munition, Drohnen und sogar schwere Waffen, ein Panzer und ein Mehrfachraketenwerfer.

Spendenbereitschaft ungebrochen

Das nächste ehrgeizige Ziel ist ein Kampfhubschrauber, finanziert durch tschechische Bürger. Das Interesse und die Spendenbereitschaft scheinen in Tschechien noch nicht gebrochen.

Unternehmer Dalibor Dedek hat nach Kriegsbeginn schnell und klar Position bezogen. Die Alarmanlagen seiner Kunden in Russland schaltete der Hersteller von Überwachungstechnik kurzerhand ab. Mit seinem Privatvermögen finanzierte Dedek erste Hilfslieferungen für die Ukraine - und half, die private Spendenplattform ins Leben zu rufen.

Die provokante Optik der Website erinnert an einen E-Shop für Waffen, die Kooperation mit staatlichen Stellen garantiert Seriosität. Hier können ganz normale Bürger direkt die ukrainische Armee unterstützen. Und sie tun es auch. In dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land Tschechien haben sich bislang mehr als 120.000 Spender an der Sammlung beteiligt; viele Zuwendungen kommen auch aus dem Ausland.

Tschechisches Trauma von 1968

Für sein Engagement hat Initiator Dedek eine ganz persönliche Motivation. Bis heute erinnert er sich daran, wie er als Elfjähriger von sowjetischen Panzern aus dem Schlaf gerissen wurde. Die Erinnerung an den August 1968, als der aus Moskau gesteuerte Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei die Träume vom Prager Frühling niederwalzte, ist für viele Tschechen ein wesentlicher Grund für die starke Unterstützung der Ukraine.

Bis heute ist es ein Trauma des Landes, sich damals angesichts der erdrückenden Übermacht der Okkupanten nicht zu Wehr gesetzt zu haben. Der heutige Kampf der Ukraine - für viele Tschechen ist er auch eine späte Möglichkeit, die eigene Ohnmacht von damals zu überwinden.

Dalibor Dedek vor einer Kampfdrohne.

Dalibor Dedek und seine Crowdfunding-Organisation "Geschenk für Putin" haben unter anderem schon Geld für eine "Bivoj" genannte Kampfdrohne gesammelt.

Eine Million Euro in zehn Tagen

Also sammeln Dedek und seine Weggefährten jetzt Geld und überweisen es der ukrainischen Botschaft in Prag. Unter Schirmherrschaft des tschechischen Verteidigungsministeriums wird damit bei tschechischen Rüstungsfirmen Kriegsgerät nach Bedarf der ukrainischen Armee gekauft.

Die bislang größte Anschaffung ist ein in Tschechien modernisierter T-72-Panzer sowjetischen Ursprungs. Innerhalb von zehn Tagen kam das Geld zusammen, immerhin rund eine Million Euro. Der Panzer wird bereits in der Ukraine eingesetzt.

Der Mehrfachraketenwerfer "Premysl" soll in den kommenden Tagen folgen. Das Crowdfunding für seine Munitionsbestückung läuft noch - geplant sind symbolische 365 Raketen zu je knapp 3500 Euro.

Auch Gegenstimmen werden lauter

Die Stimmung in Tschechien hat sich gewandelt seit dem Beginn des Krieges Ende Februar 2022. Der Schock der ersten Tage und Wochen ist auch hier der allmählichen Gewöhnung an den Krieg gewichen, an die Bilder der Gewalt und Zerstörung.

Im Angesicht von sich vervielfachenden Energiepreisen und anhaltender hoher Inflation kommen immer mehr Menschen in finanzielle Bedrängnis, die Zukunftsängste nehmen zu. Das verstärkt auch die Stimme derer, die mit Friedensparolen auf den Plakaten das Ende der Unterstützung der Ukraine fordern - und so der russischen Gewalt das Wort reden.

In den ersten Monaten des Konfliktes waren sie verstummt, nun konkurrieren eine Reihe selbsternannter Protestführer um ein schrilles, aber bislang überschaubares Gefolge. Repräsentativ für das Land sind sie nicht: Nichts zeigt das besser als die Hunderttausenden ukrainischen Flüchtlinge, die weitgehend problemlos in Tschechien untergekommen sind, unterstützt von kirchlichen und privaten Initiativen und zahllosen Privatpersonen, die auch weiterhin geflüchteten Ukrainern die Hand reichen.