Papst Franziskus leitet die Beerdigungszeremonien für Benedikt XVI. auf dem Petersplatz im Vatikan. | REUTERS

Trauerfeier Abschied von Benedikt XVI.

Stand: 05.01.2023 12:38 Uhr

Zehntausende Menschen haben dem emeritierten Papst auf dem Petersplatz in Rom die letzte Ehre erwiesen. In seiner Predigt sprach der amtierende Papst Franziskus vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn.

Die katholische Kirche hat vom verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. Abschied genommen. Zur Trauerfeier auf dem Petersplatz in Rom erschienen dem Vatikan zufolge rund 50.000 Menschen, unter ihnen viele Besucher aus Deutschland und Benedikts bayerischer Heimat. Im Vergleich zu der Totenmesse für den "Jahrhundertpapst" Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen eher gering.

Nach Angaben des Vatikansprechers Matteo Bruni nahmen rund 130 Kardinäle an der Messe teil. Auch politische Prominenz, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), waren vor Ort.

Predigt von Papst Franziskus

Geleitet wurde die Totenmesse vom amtierenden Papst Franziskus. Die Liturgie wurde im Vergleich zu einem herkömmlichen Trauergottesdienst für einen Papst leicht verändert. Das Requiem wurde überwiegend auf Latein gehalten, die Fürbitten wurden jedoch in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, gesprochen.

In seiner Predigt nahm Papst Franziskus nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger. Er sprach vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!" Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet. Es ist das erste Mal, dass ein amtierender Papst der Trauerfeier für seinen Vorgänger vorsteht.

Ein Blick auf den Petersplatz während der öffentlichen Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI.  | dpa

Ein Blick auf den Petersplatz während der öffentlichen Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI. Bild: dpa

Glockenläuten auch in Deutschland

Zeitgleich hat auch Deutschland mit Glockenläuten und Trauerbeflaggung Benedikt gedacht. Nach dem ersten Teil der Trauerfeier in Rom begannen bundesweit katholische Kirchen mit dem Trauergeläut, das die Deutsche Bischofskonferenz den Bistümern empfohlen hatte.

Nach der Messe auf dem Petersplatz wurde der einfache Holzsarg mit dem Leichnam Benedikts in den Petersdom gebracht, wo Benedikt in der Gruft in seiner letzten Ruhestätte beigesetzt werde sollte. Von diesem Teil der Trauerfeierlichkeiten war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Bevor der Sarg im Petersdom verschwand, segnete Papst Franziskus ihn.

Schreiben in Benedikts Sarg

Vor der Messe war dem gestorbenen Pontifex ein Schreiben in den Sarg gelegt worden, das sein Leben zusammenfasste. Darin stand unter anderem: "Er kämpfte entschieden gegen die Verbrechen, die von Vertretern des Klerus an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zur Bekehrung, zum Gebet, zur Buße und zur Reinigung auf."

In Benedikts Amtszeit von 2005 bis 2013 fielen etliche Enthüllungen von Missbrauchsskandalen. Er ergriff dabei Maßnahmen zum Schutz von Kindern und verurteilte als erster Papst die Verbrechen. Allerdings änderte er nichts an den Strukturen, die den Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigten.

Das Ereignis ist für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wird und deshalb kein Nachfolger gewählt werden muss. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am vergangenen Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.