
Präsidentenamt in Zypern Zwei Diplomaten ziehen in die Stichwahl
Die Umfragen hatten es vorausgesagt: Bei der Präsidentenwahl in Zypern hat keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. Der frühere Außenminister Christodoulidis und der Diplomat Mavrogiannis ziehen in die Stichwahl.
Der künftige Präsident der Inselrepublik Zypern wird am 12. Februar in einer Stichwahl bestimmt. In der ersten Runde der Präsidentenwahl erreichte keiner der Kandidaten die nötige absolute Mehrheit. Nach Auszählung von fast allen Stimmen kommt der frühere Außenminister Nikos Christodoulidis auf knapp 32 Prozent der Stimmen, wie das Innenministerium mitteilte.
Auf Platz zwei landet demnach der von der Linkspartei AKEL unterstützte Diplomat Andreas Mavrogiannis, der auf rund 29,7 Prozent der Stimmen kommt. Er gewinnt damit ein spannendes Duell um den zweiten Platz gegen den Vertreter der konservativen Partei (DISY), Averof Neofytou, der 26,2 Prozent erhielt, wie das Innenministerium weiter mitteilte.
Präsident bestellt und führt Regierung
Die Wahl gilt als wichtig, weil der direkt vom Volk gewählte Präsident die Regierung bestellt und führt. Wahlexperten und Analysten erwarten in den kommenden Tagen intensive Verhandlungen zwischen den zwei Kandidaten der Stichwahl mit dem Verlierer der ersten Runde, Neofytou.
Umfragen räumen dem ebenfalls konservativen Christodoulidis mehr Chancen ein, die Stichwahl zu gewinnen. Der von den Linken unterstützte Mavrogiannis sei im Nachteil, da er nun um die Stimmen von Wählern des konservativen Spektrums und des politischen Zentrums werben müsse.
Seit 2017 festgefahrene Gespräche mit Nordzypern
Die erste Aufgabe des neuen Staatschefs wird es sein, die seit 2017 festgefahrenen Gespräche zur Überwindung der Teilung der Mittelmeerinsel wieder anzukurbeln. Der nördliche Teil, die Türkische Republik Nordzypern, wird seit der Teilung 1974 international nur von der Regierung in Ankara anerkannt. Gewählt wurde deswegen nur im Südteil der Insel. Der türkisch-zyprische Norden nimmt nicht am politischen Geschehen des Südens teil.
Der neue Präsident wird sich auch dem Kampf gegen Vetternwirtschaft widmen müssen. Zudem gilt die steigende Zahl der Asylsuchenden als Problem. Die kleine Inselrepublik Zypern verzeichnet laut EU-Statistik gemessen an der Bevölkerungsgröße mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr. 2021 gingen dort 13.260 Asylanträge ein.
Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Pufferzone zwischen den beiden Teilen der Insel wird von Blauhelmsoldaten der Vereinten Nationen überwacht. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht gilt aber nur im Süden der Insel.