Eine Straßenblockade in der Stadt Mitrovica im Norden des Kosovo | AFP

Spannungen mit Serbien Sorgen vor weiterer Eskalation im Kosovo

Stand: 28.12.2022 16:34 Uhr

Die zunehmenden Spannungen im Norden des Kosovos haben international Besorgnis ausgelöst. Während die EU und die USA zur Deeskalation aufrufen, stellt sich Russland klar an die Seite Serbiens.

Die Europäische Union und die USA haben mit Besorgnis auf die zunehmenden Spannungen im Norden des Kosovo reagiert. In einem gemeinsamen Statement, das vom US-Außenministerium veröffentlicht wurde, riefen sie die Konfliktparteien zur Deeskalation auf.

Auch das Auswärtige Amt äußerte sich besorgt und kritisierte die Verstärkung der serbischen Militärpräsenz im Konflikt mit dem südlichen Nachbarstaat Kosovo. Das setze ein "völlig falsches Signal", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Der serbischen Seite gegenüber sei das sehr deutlich zum Ausdruck gebracht worden. Zudem werde von nicht unbedingt notwendigen Reisen in die vier Gemeinden des Nordkosovos abgeraten.

Straßenblockaden und Schüsse

Einer der Auslöser der jüngsten Spannungen war die Festnahme des früheren serbisch-kosovarischen Polizisten Dejan Pantic. Ihm wird vorgeworfen, während eines Protestes einen kosovarischen Kollegen angegriffen zu haben. Seine Festnahme wegen Terrorvorwürfen führte zu Protesten von Serben im Kosovo, die im Norden das Landes mehrere Straßen blockierten. Es kam zu Schüssen und Explosionen in der Nähe von Soldaten der von der NATO geführten Friedenstruppe KFOR.

Ernsthaft verletzt wurde niemand. Die kosovarische Regierung drohte, die Barrikaden zu räumen. Serbien ordnete die Kampfbereitschaft seiner Truppen in Grenznähe an. Worauf das Kosovo wiederum den größten Grenzübergang zum Nachbarland geschlossen hat.

Nun ordnete ein Gericht im Kosovo die Freilassung von Pantic an. Das Gericht habe statt Untersuchungshaft Hausarrest angeordnet, sagte sein Anwalt Ljubomir Pantovic der Nachrichtenagentur AP. Er müsse jetzt von der Polizei zu seiner Wohnung gebracht werden. Das könnte allerdings neue Problem aufwerfen. Denn dazu muss die Polizei laut Pantovic an den Barrikaden vorbei, die Serben aus Protest gegen Pantics Festnahme errichtet haben.

Russland unterstützt Serbien

Russland sicherte Serbien in dem Konflikt seine Unterstützung zu. "Wir haben sehr enge Beziehungen als Verbündete mit Serbien, historische und spirituelle", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Wir unterstützen Belgrad bei all seinen Maßnahmen, die ergriffen werden." Russland verfolge sehr aufmerksam, was im Kosovo passiere "und wie die Rechte der Serben [dort] gewahrt werden", fügte Peskow hinzu.

Es sei "natürlich, dass Serbien die Rechte der Serben, die nebenan unter so schwierigen Bedingungen leben, verteidigt, und dass es unnachsichtig reagiert, wenn ihre Rechte verletzt werden", sagte er. Serbien sei ein "souveränes Land" und es sei "grundsätzlich falsch, hier nach irgendeinem destruktiven Einfluss Russlands zu suchen".

Serbien erkennt Kosovo nicht an

Die militanten Proteste und Straßenblockaden im Norden des Kosovo genießen die Unterstützung des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo gehörte früher zu Serbien und ist seit 2008 unabhängig. Serbien findet sich damit nicht ab und beansprucht das Territorium des Landes für sich.

Das Gebiet nördlich der geteilten Stadt Mitrovica am Fluss Ibar ist nahezu ausschließlich von ethnischen Serben bewohnt und grenzt direkt an Serbien. Vucic ermuntert die Bewohner des Gebiets dazu, die Oberhoheit des kosovarischen Staates nicht anzuerkennen.

Über dieses Thema berichteten am 28. Dezember 2022 die tagesschau um 12:00 Uhr und Deutschlandfunk um 13:00 Uhr.