Wladimir Putin | AFP

Über russisch-orthodoxe Weihnachten Putin ordnet Feuerpause an

Stand: 05.01.2023 19:46 Uhr

Vor dem russisch-orthodoxen Weihnachtsfest hat Kremlchef Putin eine 36-stündige Feuerpause angekündigt - und Kiew aufgefordert, ebenfalls die Waffen ruhen zu lassen. Die Ukraine lehnt das ab: Zuerst müsste Russland aus besetzten Gebieten abziehen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat zum russisch-orthodoxen Weihnachtsfest eine 36-stündige Feuerpause in der Ukraine angekündigt. Putin habe den Verteidigungsminister angewiesen, dass die russischen Truppen zwischen dem 6. Januar, 12 Uhr (Ortszeit) und dem 7. Januar, 24 Uhr das Feuer einstellen, teilte der Kreml mit. Er veröffentlichte die Anweisung Putins auf seiner Website.

In den Kampfgebieten lebten viele orthodoxe Bürger, denen die Möglichkeit gegeben werden solle, Weihnachten an den Gottesdiensten teilzunehmen, hieß es in der Anweisung Putins, die an Verteidigungsminister Sergej Schoigu gerichtet war.

Ukraine fordert Abzug der russischen Truppen

Putin rief der Kreml-Mitteilung zufolge außerdem die ukrainische Seite auf, dem russischen Vorbild zu folgen und ebenfalls über Weihnachten das Feuer einzustellen. Die Ukraine lehne eine Waffenruhe unter russischer Besatzung ab, erklärte Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auf Twitter. Vor einer Feuerpause müssten die russischen Truppen die Ukraine verlassen.

Vorschlag des russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts

Das einflussreiche Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, hatte zu einer Waffenruhe in der Ukraine während der orthodoxen Weihnachtsfeier aufgerufen, damit Gläubige die Messen besuchen könnten. Podoljak lehnte den Aufruf von Kirill als "zynische Falle" ab und sprach von einem Mittel der Propaganda.

Der Patriarch hatte in der Vergangenheit wiederholt den russischen Angriff auf die Ukraine gerechtfertigt und argumentiert, auf diese Weise müsse ein ideologisches Vordringen des Westens verhindert werden.

Die russisch-orthodoxe Kirche, die den alten julianischen Kalender verwendet, feiert Weihnachten am 7. Januar - 13 Tage später als nach dem gregorianischen Kalender.

Baerbock: Feuerpause bringt keine Freiheit

Die Bundesregierung reagierte zurückhaltend auf das Vorgehen des Kreml. "Wir haben die Ankündigung zur Kenntnis genommen", sagte ein Regierungssprecher in Berlin. "Jedes Einstellen der Kampfhandlungen trägt dazu bei, Menschenleben zu retten." Es bleibe aber dabei, dass Russland seine Truppen vollständig aus der Ukraine abziehen müsse und so diesen Krieg jederzeit beenden kann. "Dazu fordern wir Russland weiter auf."

Außenministerin Annalena Baerbock schrieb auf Twitter: "Wenn Putin Frieden wollte, würde er seine Soldaten nach Hause holen, und der Krieg wäre vorbei. Aber offenbar will er den Krieg fortsetzen, nach kurzer Unterbrechung." Sie ergänzte: "Eine sogenannte Feuerpause bringt den Menschen, die unter russischer Besatzung in täglicher Angst leben, weder Freiheit noch Sicherheit." Deshalb werde man die Ukrainer weiterhin unterstützen, "damit sie wieder in Frieden und Selbstbestimmung leben können".

US-Präsident Joe Biden wertete die Feuerpause als Versuch Moskaus, sich eine Atempause zu verschaffen. Putin sei am 25. Dezember und Neujahr dazu bereit gewesen, "Krankenhäuser und Kindergärten und Kirchen zu bombardieren", sagte Biden in Washington. "Ich denke, er versucht gerade, sich etwas Luft zu verschaffen", sagte Biden. 

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 05. Januar 2023 um 17:00 Uhr.