
Russlands Krieg gegen die Ukraine Berichte über Raketeneinschlag in Polen
In Polen sind nach Angaben mehrerer Medien russische Raketen eingeschlagen. Es soll zwei Tote gegeben haben. Polen versetzte seine Armee in erhöhte Bereitschaft.
Bei einem Einschlag russischer Raketen in Polen sind unbestätigten Medienberichten zufolge zwei Menschen ums Leben gekommen. Der polnische Hörfunk-Sender ZET berichtete, zwei verirrte Raketen seien in dem Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine niedergegangen. Die Nachrichtenagentur AP meldete unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise ebenfalls, bei dem Einschlag russischer Raketen seien zwei Menschen getötet worden.
Das US-Verteidigungsministerium erklärte, die Berichte könnten gegenwärtig nicht bestätigt werden. Ein Vertreter der polnischen Feuerwehr bestätigte zwei Tote bei einer Explosion. "Es ist unklar, was geschehen ist", sagte der diensthabende Beamte. Es wäre der erste derartige Vorfall in dem seit fast neun Monaten dauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO.
Armee in erhöhter Alarmbereitschaft
Regierungssprecher Piotr Müller bestätigte, dass zwei polnische Staatsbürger bei Explosionen ums Leben gekommen seien. Weitere Angaben machte er nicht. Damit ist noch nicht bestätigt, dass die Explosion auf einen möglichen Einschlag russischer Raketen zurückzuführen sein könnte.
Nach einer Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats sagte Piotr, die Regierung habe die Armee in erhöhte Bereitschaft versetzt. Es gehe dabei um bestimmte militärische Kampfeinheiten sowie die Kampfbereitschaft von Einheiten der uniformierten Dienste, sagte er, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Artikel 4 soll geprüft werden
Außerdem habe man gemeinsam mit den NATO-Verbündeten beschlossen, zu überprüfen, ob es Gründe gebe, die Verfahren nach Artikel 4 des NATO-Vertrags einzuleiten, sagte er. Artikel 4 sieht Beratungen der NATO-Staaten vor, wenn einer von ihnen die Unversehrtheit seines Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht.
Russland hatte Angriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine geflogen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von 85 Raketen, die zahlreiche Stromausfälle verursacht hätten. Unter anderem wurde Lwiw im Westen des Landes getroffen, das rund 50 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt.
Moskau spricht von "Provokation"
Inzwischen reagierte auch Russland. Das Verteidigungsministerium in Moskau bezeichnete die Angaben polnischer Medien über Raketeneinschläge als bewusste Provokationen. Die Berichte hätten das Ziel, die Situation zu eskalieren, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax das Ministerium.
Es seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden. Auch die in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun, hieß es.
Selenskyj: "Es besteht Handlungsbedarf"
Der ukrainische Präsident Selenskyj legte sich dagegen fest, dass es russische Raketen gewesen seien, die Polen getroffen hätten. Die Ukraine habe seit Langem davor gewarnt, dass sich die russischen Aktionen nicht auf die Ukraine beschränken würden. Der russische Raketenangriff auf NATO-Gebiet bedeute eine gravierende Eskalation der Lage. Darauf müsse es eine Reaktion geben: "Es besteht Handlungsbedarf."