Migranten kommen auf spanischem Boden an, nachdem sie die Zäune zwischen der spanischen Exklave Melilla und Marokko überquert haben. | dpa

Tod von Migranten in Melilla Amnesty kritisiert Spanien und Marokko

Stand: 13.12.2022 20:14 Uhr

Im Juni sind mindestens 37 Migranten ums Leben gekommen, als sie den Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Enklave Melilla überwinden wollten. Amnesty beschuldigt die Länder, "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen zu haben.

Franka Welz ARD-Studio Madrid

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Spanien und Marokko vorgeworfen, gemeinsam für den Tod von mindestens 37 Migranten im Juni am Grenzzaun der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla verantwortlich zu sein. Spanien weist weiterhin jede Verantwortung für die Todesfälle zurück.

Amnesty sieht Verantwortung bei beiden Ländern

"Die Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard, sprach in Madrid von massiven Tötungen, dem Verschwindenlassen von Menschen, Folter, gewaltsamen Rückführungen und Rassismus. Der Direktor der spanischen Sektion der Menschenrechtsgruppe machte ausdrücklich auch spanische Beamte für die Tragödie verantwortlich.

Sicherheitsbeamte beider Länder hätten sich "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu Schulden kommen lassen. Anstatt Verletzten zu helfen, hätten spanische Sicherheitskräfte sie gewaltsam nach Marokko zurückgedrängt.

Spanische Regierung widerspricht

Das spanische Innenministerium wies die Vorwürfe als "absolut falsch" zurück. Elf Migranten seien demnach damals auf spanischer Seite medizinisch versorgt worden. Die von Amnesty erhobenen Vorwürfe basierten nur auf Aussagen "interessierter Kreise". Bei den Todesfällen handele es sich um tragische Umstände auf dem Territorium eines anderen Landes. Spanische Polizisten hätten sich an Recht und Gesetz gehalten und niemand sei auf spanischem Boden zu Tode gekommen.

Am 24. Juni hatten fast 2000 Migranten versucht, die Grenzzäune zwischen Marokko und Melilla zu überwinden, um so in die EU zu gelangen. Dabei starben nach offiziellen Angaben mindestens 23 Menschen, Hunderte wurden verletzt. 77 Menschen gelten seither nach Angaben von Menschenrechtsgruppen in Marokko als vermisst.