Spähpanzer AMX-10 RC (Archivbild: 2000)

Militärhilfe für die Ukraine Paris will Kiew Spähpanzer liefern

Stand: 04.01.2023 20:11 Uhr

Immer wieder hatte der ukrainische Präsident Selenskyj die EU und NATO um Kampfpanzer gebeten - jetzt legt Paris vor. Frankreich kündigte an, Radpanzer des Typs AMX-10 RC zu liefern. Wann und wie viele Fahrzeuge Kiew erhält, ist noch nicht klar.

Frankreich will der Ukraine leichte Panzer liefern. Das habe der französische Staatschef Emmanuel Macron seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj zugesagt, teilte der Élyséepalast nach einem Telefonat der beiden Präsidenten mit.

Bei dem Panzer soll es sich um den Spähpanzer AMX-10 RC handeln. Der Radpanzer mit einer 105mm Kanone wurde vor allem zur Aufklärung in umkämpften Gelände konzipiert. In der französischen Armee wird das Modell inzwischen nach und nach ausgemustert. Der Élyséepalast machte keine Angaben über Anzahl der Fahrzeuge und einen möglichen Liefertermin an die Ukraine.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)

In der Debatte um Waffenlieferungen steht die Bundesregierung weiter in der Kritik. mehr

Stärkung der Luftabwehr

"Es ist das erste Mal, dass Panzer westlicher Bauart an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden", zitierten französische Medienberichte den Élyséepalast. Selenskyj dankte Macron auf Twitter für die Entscheidung.

Man habe auch beschlossen, weiter gemeinsam zu arbeiten, um etwa die Luftabwehr der Ukraine zu stärken. Frankreich wollte weitere Details zu den Panzerlieferungen an die Ukraine später bekannt geben.

Die Ukraine hat bereits Panzer westlicher Bauart erhalten, dabei handelte es sich aber vor allem um Truppentransporter wie das US-Modell M113, ein kleineres Kettenfahrzeug oder den deutschen Flugabwehrpanzer Gepard.

Bislang kein vollwertiger westlicher Kampfpanzer

Bei der Betrachtung der Schlagkraft von schweren Waffen sticht zum Beispiel die Panzerhaubitze 2000 deutscher Bauart, ein selbstfahrendes Artilleriegeschütz, den nun zugesagten französischen Radpanzer AMX-10 RC aus. Einen vollwertigen westlichen Kampfpanzer wie zum Beispiel das französische Modell Leclerc oder den deutschen Leopard hat die von Russland angegriffene Ukraine bislang nicht erhalten.

Im Rahmen eines sogenannten Ringtausches hatte die Ukraine unter anderem von osteuropäischen Staaten bereits Kampfpanzer sowjetischer Bauart bekommen, die dem ukrainischen Militär vertraut sind. Im Rahmen eines mit Deutschland vereinbarten Ringtausches etwa übergab die Slowakei der Ukraine Ende November 30 Schützenpanzer des sowjetischen Typs BMP-1. Deutschland liefert der Slowakei im Gegenzug 15 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A4.

Wiederholte Bitte nach Kampfpanzern

Selenskyj hat wiederholt den Westen gebeten, die Ukraine mit Kampfpanzern auszustatten, insbesondere ist die Ukraine am deutschen Kampfpanzer Leopard interessiert.

Die Bundesregierung hat derartige Wünsche bislang mit dem Hinweis zurückgewiesen, man wolle keinen Präzedenzfall schaffen. Deutschland würde die Waffen liefern, die auch von den USA an die ukrainische Armee abgegeben würden.

Strack-Zimmermann: Lieferung des Leopard II dringend erforderlich

Im Sender RTL/ntv kritisierte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Blockadehaltung des Kanzleramts. Viele europäische Staaten hätten bereits angeboten, die Lieferung des Leopard 2 gemeinsam auf den Weg zu bringen. "Das müsste aber die Bundesrepublik erlauben, weil er eben ein deutscher Panzer ist, der auch hier hergestellt wird. Das ist bis dato nicht geschehen", sagte die FDP-Politikerin.

Das Argument aus dem Kanzleramt, Waffenlieferungen nur gemeinsam mit den Partnerländern zu beschließen, ließ sie nicht gelten. "Ich kann Ihnen versichern, dass ich mit all denen, die ich sprach, in Europa und auch den Vereinigten Staaten, keiner ein Problem damit hat, wenn wir es täten. Es wäre dringend erforderlich."

Carolin Dylla, ARD Paris, 05.01.2023 05:38 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. Januar 2023 um 21:45 Uhr.