Die Särge der Opfer eines Bootsunglücks in Crotone (Italien) stehen mit Blumen bedeckt in der örtlichen Sporthalle.

Nach Bootsunglück in Italien Opfer werden nach Deutschland übergeführt

Stand: 09.03.2023 20:35 Uhr

Einige der Geflüchteten, die Ende Februar bei Crotone in Italien ertrunken sind, haben Angehörige in Deutschland. Am Freitag sollen acht Leichen überführt werden. Italien kündigte indessen härtere Strafen für Schlepper an.

Nach dem Bootsunglück mit mindestens 72 Toten vor der süditalienischen Küste sollen am Freitag die Leichen von acht Menschen nach Deutschland übergeführt werden. Das gab der Verwaltungsbezirk der Stadt Crotone bekannt. Die Särge der Verunglückten wurden bislang in der örtlichen Sporthalle aufgebahrt.

Ein Todesopfer ist bereits in Deutschland

Viele wurden in den vergangenen Tagen von Verwandten identifiziert, auch aus Deutschland. Bereits Mitte der Woche war der Leichnam eines afghanischen Opfers nach Deutschland gebracht worden.

Zudem gab der Verwaltungsbezirk bekannt, dass ein deutsches Bestattungsunternehmen den Transport von 16 Leichen über die Türkei nach Afghanistan organisieren werde.

Hinterbliebene trauern um die Opfer des Bootunglücks.

Reihen von Särgen sind in der Turnhalle in Crotone aufgestellt.

Streit um die Beisetzung

Am Mittwoch hatte das italienische Innenministerium sämtliche Särge der Opfer nach Bologna auf den dortigen muslimischen Friedhof bringen wollen. Dagegen protestierten die Hinterbliebenen und blockierten die Straße vor der Sporthalle.

In einer Aussprache einigte man sich darauf, dass die Angehörigen entscheiden dürften, wohin die Leichname gebracht werden. Italien wolle die Überführung in andere Länder bezahlen, hieß es.

Weiterhin Boote unterwegs nach Europa

Trotz des Bootsunglücks wagen weiterhin viele Menschen die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. In nur 24 Stunden kamen allein auf der Insel Lampedusa rund 1350 Menschen mit Booten aus Nordafrika an, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Die Menschen erreichten in mehreren Booten die kleine Insel. Unter ihnen waren auch Kinder. Menschen aus Syrien, dem Jemen und verschiedenen Ländern in Afrika seien in der tunesischen Küstenstadt Sfax gestartet.

Am Mittwoch waren zwei Boote in Seenot geraten. Schiffe der Küstenwache kamen zu Hilfe. Die Einsatzkräfte retteten 58 Menschen aus dem Wasser und bargen auch den Leichnam einer jungen Frau.

Tote bei Bootsunglück in Tunesien

Auch am Donnerstag soll ein Boot gesunken sein, diesmal vor der Küste Tunesiens, teilte die tunesische Nationalgarde mit. Mindestens 14 Menschen sollen gestorben sein, 54 Passagiere konnten gerettet werden. Nach Angaben der Nationalgarde soll sich das Unglück in der Nacht in der Küstenstadt Sfax ereignet haben, sagt Houssameddine Jbabli von der Nationalgarde.

Italien kündigt harte Strafen für Schlepper an

Unterdessen kündigte Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni nach einer Sitzung des Ministerrats drastische Haftstrafen gegen Schlepper im Mittelmeer an. Schleusern und Hintermännern drohen künftig Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren, wenn es bei irregulären Überfahrten zu Unfällen mit Toten kommt. Meloni hatte ihr Kabinett in der Stadt Cutro einberufen, vor dessen Strand sich das Unglück abspielte.

"Wir wollten ein symbolisches und konkretes Signal senden", sagte Meloni zu dem Dekret über das verschärfte Strafrecht. "Ich will diese Leute bekämpfen und besiegen", so die Regierungschefin weiter. Der neue Strafenkatalog betreffe nicht nur jene Schlepper und Schleuser, die auf italienischem Gebiet oder in italienischen Gewässern gefasst werden, sondern weltweit.