Mitglieder der Gewerkschaft für öffentliche und kommerzielle Dienste (PCS) stehen an einem Streikposten vor dem Büro des britischen Finanzministeriums.

Tarifstreit Landesweite Streiks in Großbritannien

Stand: 01.02.2023 11:52 Uhr

Bis zu eine halbe Million Menschen könnten in Großbritannien heute ihre Arbeit niederlegen. Am Kampf um bessere Löhne beteiligen sich Lehrer, Lokführer und Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Streiks dieses Ausmaßes gab es zuletzt 2011.

In Großbritannien hat der größte Streik seit mehr als einem Jahrzehnt begonnen. Zeitgleich legten Lehrerinnen und Lehrer, aber auch etliche Lokführer und Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Kampf um höhere Löhne ihre Arbeit nieder. Die Gewerkschaft National Education Union ging davon aus, dass der Unterricht an 85 Prozent der Schulen in England und Wales betroffen sein werde. Demnach könnten mehr als 100.000 Lehrkräfte streiken. Neben der Lehrergewerkschaft hat im öffentlichen Dienst die Gewerkschaft PCS etwa 100.000 Mitglieder in 124 Regierungsbehörden zum Ausstand aufgerufen.

Der Gewerkschaftsverband Trades Union Congress schätzte, dass landesweit bis zu eine halbe Million Beschäftigte, darunter Lehrer, Universitätsmitarbeiter, Beamte, Grenzbeamte sowie Zug- und Busfahrer, ihre Arbeit niederlegen werden. Für die kommenden Tage und Wochen sind weitere Aktionen, auch von Krankenpflegern, geplant.

Massive Streiks in ganz Großbritannien

Anna Mundt, ARD London, tagesschau 14:00 Uhr

Das letzte Mal, dass das Land Massenstreiks dieses Ausmaßes erlebte, war 2011, als sich weit über eine Million Beschäftigte des öffentlichen Sektors im Streit um die Renten an einem eintägigen Streik beteiligten.

"Ich bin enttäuscht, dass es dazu gekommen ist"

Bildungsministerin Gillian Keegan wies darauf hin, dass Gespräche mit den Gewerkschaften im Gange seien. Über den Streik sagte sie dem Sender "Times Radio" am Morgen: "Ich bin enttäuscht, dass es dazu gekommen ist, dass die Gewerkschaften diese Entscheidung getroffen haben." Es sei nicht der letzte Ausweg.

Die Beschäftigten wollen sich mit den bisherigen Angeboten nicht zufrieden geben, weil diese weit unter dem Niveau der Inflationsrate von zuletzt rund zehn Prozent liegen. Die konservative Regierung lehnt Nachbesserungen ab und verweist auf einen "Teufelskreis" steigender Preise.

Der Tarifstreit tobt bereits seit mehreren Monaten. Die Regierung will mit einem umstrittenen Gesetz dafür sorgen, dass die Grundversorgung etwa bei Rettungskräften und Pflegepersonal sowie Feuerwehrleuten und den Bahnen sichergestellt ist. Die Gewerkschaften lehnen das Vorhaben als undemokratisch ab. Parallel zu den Streiks sollten Proteste gegen das Gesetzesvorhaben stattfinden.