
Corona-Pandemie Großbritannien lockert Regeln für Schulen
Die britische Regierung will die Corona-Auflagen für Schüler lockern - auch um zu vermeiden, dass wöchentlich Hunderttausende in Selbstisolation gehen müssen. Helfen soll ein neues Test-Prozedere.
Die Schulen waren die ersten in Großbritannien, die aus dem strengen Lockdown entlassen wurden. Anfang März war das, der erste Schritt auf dem Fahrplan in die Freiheit, wie Boris Johnson es nannte. Kinder, Jugendliche und Elternhäuser ächzten unter der monatelangen Last des Unterrichts daheim, den fehlenden Kontakten zu Freunden, der sozialen Vereinsamung.
Aber die Öffnung der Schulen war verbunden mit Auflagen: Mindestens zwei Mal pro Woche mussten sich die Schülerinnen und Schüler zu Hause testen. Auch in der Schule wurde getestet, und wenn ein Positiv-Fall entdeckt wurde, musste im Zweifel die ganze Klasse nach Hause.
So geht es jetzt nicht mehr weiter, sagt Bildungsminister Gavin Williamson: "Wir erkennen, dass das System von geschlossenen Gruppen und Selbstisolation Schaden bei der Bildung vieler Schüler verursacht."
Gesundheitsdienst NHS führt neues Testsystem ein
Mit dem Aufkommen der Delta-Variante wurde das Problem besonders sichtbar. Während die älteren und mittleren Bevölkerungsgruppen durch eine hohe Impfquote zunehmend geschützt sind, grassiert das Virus jetzt in den Schulen. In der vergangenen Woche mussten mehr als 640.000 Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt werden. Nur bei einem Zehntel von ihnen bestand überhaupt der Verdacht auf eine Covid-Infektion.
"Deshalb werden wir das System mit den geschlossenen Gruppen beenden und stattdessen ein Testsystem mit dem NHS einführen für alle frühen Jahrgänge bis hin zu den weiterführenden Schulen", so Williamson.
Zukünftig muss sich nicht mehr gleich eine ganze Klasse in Quarantäne begeben, weil ein einzelner Verdacht aufgetaucht ist. Stattdessen reicht für alle Betroffenen ein täglicher Test. Fällt dieser negativ aus, dann geht es weiter in den Unterricht.
Neue Regeln ab Mitte August
Auch die Maskenpflicht und Abstandsgebote in den Schulen werden wieder abgeschafft, ebenso die gestaffelten Anfangs- und Endzeiten für den Unterricht. Damit habe man gute Erfahrungen gemacht, sagt Pattrick Ottley-O’Connor, Direktor einer weiterführenden Schule in der Nähe von Manchester.
"Ende vergangenen Jahres, zwischen Oktober und Weihnachten, mussten wir massenweise Schülerinnen und Schüler nach Hause schicken, manchmal sechs, sieben Mal", sagt Ottley-O’Connor. Das wolle man diesmal unter allen Umständen vermeiden, deshalb habe man sich an dem Versuch beteiligt. "Es ist dadurch gelungen, rund 500 Schülerinnen und Schüler hier in der Schule zu halten, die sonst nach Hause geschickt worden wären", so Ottley-O’Connor.
Die neuen Regeln sollen in England Mitte August zum nächsten Schuljahr eingeführt werden. In den anderen Landesteilen Schottland, Wales und Nordirland will man in den nächsten Tagen noch entscheiden, wie es weitergehen soll.