Ein Stromzähler, eine Stromrechnung und einige britische Geldscheine.

Truss stellt Entlastung vor Großbritannien deckelt Energiekosten

Stand: 08.09.2022 15:07 Uhr

Die neue britische Regierung übernimmt einen Teil der stark gestiegenen Energiepreise: Die Kosten für Strom und Heizung sollen auf umgerechnet 2900 Euro pro Haushalt begrenzt werden. Premierministerin Truss schloss zugleich eine Übergewinnsteuer aus.

Die neue britische Premierministerin Liz Truss will die Energiekosten für private Haushalte und Unternehmen deckeln. Im britischen Parlament versprach sie eine Energiepreisgarantie. Das bedeute, dass die durchschnittliche Jahresrechnung eines britischen Haushalts für Heizung und Strom nicht mehr als 2500 Pfund - umgerechnet etwa 2900 Euro - betragen werde. Die Preisgarantie soll für zwei Jahre gelten. Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen erhalten ebenfalls Unterstützung, allerdings nur für sechs Monate und nicht für zwei Jahre.

Ab Oktober werden die Energiepreise in Großbritannien derart steigen, dass ohne einen Eingriff des Staates Kosten von rund 3500 Pfund pro Jahr auf den durchschnittlichen Haushalt zukommen würden. Das ist dreimal so viel wie vor einem Jahr. Die Kosten für die Preisgarantie schätzen britische Medien auf mehr als 100 Milliarden Pfund (115 Milliarden Euro).

Der Preisdeckel wird nach Angaben der Regierung die rasant steigende Inflation im Vereinigten Königreich um vier bis fünf Prozentpunkte senken. Die Inflationsrate erreichte im Juli 10,1 Prozent und soll bis Ende des Jahres auf 13 Prozent steigen.

Mehr Fracking, mehr Nordseeöl

Im Kampf gegen die hohen Energiekosten will die Regierung den Angaben der neuen Premierministerin Truss zufolge auch alle heimischen Energiequellen ausbauen. Das Land hat in den vergangenen Jahren die Menge der durch Windkraft erzeugten Energie drastisch erhöht und plant den Bau weiterer Kernkraftwerke. Außerdem wolle man mehr Ölbohrungen in der Nordsee genehmigen und das Fracking-Verbot aufheben. Großbritannien importiert den größten Teil seines Erdgases aus Norwegen und nicht aus Russland.

Truss kündigte außerdem eine neue Taskforce zum Thema Energieversorgung an. Diese soll langfristige Verträge mit in- und ausländischen Lieferanten aushandeln. Die Deckelung der Energiepreise ist laut der Nachrichtenagentur Reuters eine der größten finanzwirtschaftlichen Interventionen in Großbritannien seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Truss hat zuvor erklärt, sie ziehe Steuersenkungen finanziellen Hilfen vor.

Opposition fordert Übergewinnsteuer für Ölkonzerne

Eine von der Opposition geforderte Übergewinnsteuer für Ölkonzerne lehnte Truss ab. Die Opposition kritisierte, die Rechnung zahle nun allein der Steuerzahler. Der Vorsitzende der Labour-Partei, Keir Starmer, sagte, die Ölkonzerne machten in den kommenden zwei Jahren aufgrund der steigenden Preise voraussichtlich 170 Milliarden Pfund an unerwarteten Gewinnen und blieben dennoch unbehelligt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 08. September 2022 um 14:22 Uhr.