Reisende aus China kommen am Flughafen in Rom an. | AP

Umgang mit chinesischen Reisenden EU sucht erneut nach einer Corona-Strategie

Stand: 04.01.2023 03:23 Uhr

Wie umgehen mit der Corona-Welle in China? Die Stimmen, die eine europaweite Testpflicht bei der Einreise fordern, mehren sich. Gut möglich, dass die EU schon heute eine entsprechende Entscheidung trifft.

Von Stephan Ueberbach, ARD-Studio Brüssel.

Einen Flickenteppich wie am Anfang der Corona-Pandemie will die Europäische Union diesmal nach Möglichkeit vermeiden. Damals hatten viele Mitgliedsstaaten ohne Absprache ihre Grenzen dichtgemacht, mit zum Teil chaotischen Folgen für den Reiseverkehr und den Warentransport.

Stephan Ueberbach ARD-Studio Brüssel

Angesichts der neuen Covid-Welle in China, wo die Ansteckungszahlen zuletzt regelrecht explodiert sind, gibt es jetzt zumindest den Versuch, sich besser untereinander abzustimmen. Noch aber gehen die Meinungen weit auseinander.

Denn bisher verlangen nur Italien, Frankreich und Spanien von Reisenden aus China einen Coronatest. Die europäische Gesundheitsbehörde findet diesen unnötig, weil es in der EU eine vergleichsweise hohe Impfquote gibt und neue, gefährliche Virusmutationen bisher nicht aufgetaucht sind.

Bundesregierung bereitet sich auf Varianten vor

Auch die deutsche Regierung hält Kontrollen an den Grenzen - zumindest im Moment - für überflüssig. Das könne sich aber ändern, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach am vergangenen Freitag. "Daher bereiten wir ein Varianten-Monitoring an den Flughäfen vor. Das ist die zentrale Maßnahme. Denn wenn sich neue Varianten ergeben würden, könnten wir sofort handeln."

Andere EU-Staaten sehen das ganz ähnlich. Österreich zum Beispiel, ein beliebtes Ziel chinesischer Touristen, aber auch Belgien. "Wir werden mit dem Brüsseler Flughafen vereinbaren, das Schmutzwasser der Maschinen aus China gesondert aufzufangen, damit wir es untersuchen können", erklärt Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. "Und wenn wir Coronaviren finden, lassen wir sie sequenzieren, damit wir wissen, um welche Variante es sich handelt, und ob möglicherweise eine neue Mutation dabei ist."

EU beklagt mangelhafte Informationen aus China

Auf Informationen aus China will sich Vandenbroucke lieber nicht verlassen. So wie seine europäischen Kolleginnen und Kollegen oder die Seuchenschutzbehörde der EU beklagt nämlich auch der belgische Gesundheitsminister, dass Peking wieder mal zu wenig Daten liefert, etwa was die Ansteckungen angeht, die Krankenhauseinweisungen, die Auslastung der Intensivstationen oder die Todesfälle.

"Die Chinesen informieren uns nicht umfassend über die Zahl der Infektionen", sagt Vandenbroucke. "Und die bisherigen Informationen über die Virusvarianten sind zwar beruhigend, aber wenn man bei einem Punkt keine eindeutigen Informationen bekommt, dann hat man auch bei anderen Punkten allen Anlass für Zweifel, und wir wollen einfach auf Nummer sicher gehen."

Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass sich der Krisenreaktionsstab der EU heute auch darauf verständigt, von Reisenden aus China vor dem Abflug Richtung Europa einen Coronatest zu verlangen - so, wie es der europäische Gesundheitsausschuss mit großer Mehrheit empfiehlt.

Die Führung in Peking ist schon jetzt hellauf empört, spricht von einem "inakzeptablen Vorgehen" und droht mit nicht näher bezeichneten Gegenmaßnahmen, obwohl die Europäische Union gleichzeitig umfassende Hilfe beim Kampf gegen Corona anbietet - etwa das Fachwissen westlicher Experten in Sachen öffentlicher Gesundheit oder die kostenlose Lieferung von Impfstoffen. Eine Reaktion der chinesischen Regierungsbehörden steht bisher aber noch aus.

Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 04. Januar 2023 um 08:12 Uhr.