Boris Becker (Archivbild: 08.04.2022)

Medienberichte Boris Becker aus britischer Haft entlassen

Stand: 15.12.2022 19:17 Uhr

Nach mehr als sieben Monaten in einem britischen Gefängnis ist Ex-Tennisstar Boris Becker wieder frei. Er profitierte dabei von einer Sonderregelung. Mittlerweile soll er wieder in Deutschland sein.

Der frühere Tennisstar Boris Becker ist aus britischer Haft entlassen worden und nach Deutschland ausgereist. Dies bestätigten sein Anwalt und das britische Justizministerium. Seit April hatte Becker in England eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren abgesessen, zuletzt im Huntercombe-Gefängnis nahe London.

Wie und wo er in Deutschland ankommen sollte, blieb unklar. Laut der Nachrichtenagentur dpa versuchten Fotografen ihn an verschiedenen deutschen Flughäfen anzutreffen, aber wohl vergeblich. Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur PA soll ein Freund Beckers einen Privatjet gechartert haben, mit dem der ehemalige Tennisstar dann nach Deutschland geflogen sei.

Den Rest seiner Haftstrafe muss Becker nicht absitzen, sie verfällt. Der 55-Jährige darf aber in seine Wahlheimat Großbritannien wohl frühestens zurückkehren, wenn seine eigentliche Strafe abgelaufen ist.

"Er wird womöglich noch heute Abend auf deutschem Boden sein", Annette Dittert, ARD London, zu Berichten über Freilassung von Boris Becker

tagesschau24 12:00 Uhr

Erneute Einreise nach Großbritannien zunächst ausgeschlossen

Becker lebte seit Jahren in London, besitzt aber nicht die britische Staatsbürgerschaft. Nach britischem Recht können Häftlinge eigentlich erst auf Bewährung entlassen werden, wenn sie mindestens die Hälfte ihrer Gefängnisstrafe verbüßt haben. Bei Becker wären das 15 Monate gewesen, die am 29. Juli 2023 erreicht worden wären.

Allerdings profitierte der frühere Tennisprofi von einem speziellen Entlassungs- und Abschiebungsprogramm. Dafür kommt jeder ausländische Häftling in Frage, "der bis zu zwölf Monate vor dem frühesten Entlassungszeitpunkt aus dem Gefängnis entlassen und abgeschoben werden kann".

Streit um Privatinsolvenz seit 2017

2017 hatte ihn ein Londoner Gericht für zahlungsunfähig erklärt. Eigentlich gehen solche Verfahren in Großbritannien schnell über die Bühne - doch bei Becker zog es sich in die Länge. Es folgten demütigende Episoden: Unter anderem wurden ein Teil seiner Trophäen und andere persönliche Erinnerungsstücke öffentlich versteigert.

Schließlich warf ihm sein Insolvenzverwalter vor, Vermögen in Millionenhöhe verschwiegen zu haben. Am 29. April dieses Jahres wurde er dafür zu der Haftstrafe verurteilt. Becker hatte in allen Anklagepunkten auf unschuldig plädiert.

Finanziell noch nicht frei

Doch auch wenn der Ex-Sportler nun wieder ein freier Mann ist, ist er wohl noch nicht wieder Herr über seine eigenen Finanzen. Der Abschluss seines Insolvenzverfahrens wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, wie aus dem britischen Insolvenzregister hervorgeht.

Damit sind Auflagen verbunden, etwa darf Becker noch bis 2031 kein Unternehmen in Großbritannien leiten, solange kein Gericht dem zugestimmt hat. Becker hatte zudem in einem Podcast im vergangenen Jahr selbst erklärt, dass er die Hälfte seiner Einkünfte abgeben muss. Ob das auch zukünftig so sein wird, ist aber offen.

Imke Köhler, I.Köhler, G.Biesinger, ARD London, 15.12.2022 13:59 Uhr