
BBC-Untersuchungsbericht Reporter erschlich sich Diana-Interview
"Wir waren zu dritt in dieser Ehe" - mit diesem Satz in einem TV-Interview erschütterte Prinzessin Diana damals die britische Monarchie. Nun räumte die BBC ein: Der Reporter des Senders, der das Interview führte, hatte Diana vorher belogen.
Die BBC hat rund um ein legendäres Fernsehinterview mit Prinzessin Diana 1995 ihre Standards verfehlt und versucht, das Fehlverhalten zu vertuschen. Das hat nun ein interner Untersuchungsbericht ergeben, den der britische Sender veröffentlichte. Der damalige Reporter Martin Bashir habe die damalige Ehefrau von Thronfolger Prinz Charles und deren Bruder Charles Spencer belogen und irregeführt, heißt es in dem Bericht.
Der Journalist hatte damals Dianas Bruder Charles Spencer gefälschte Kontoauszüge gezeigt, die scheinbar belegten, dass Mitarbeiter am Hofe dafür bezahlt wurden, Diana auszuspionieren. Daraufhin hatte Spencer seine Schwester mit Bashir bekannt gemacht.
In dem denkwürdigen Fernsehinterview im November 1995 hatte Diana die Affäre ihres Mannes Charles mit seiner heutigen Frau Camilla indirekt für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich gemacht: "Wir waren zu dritt in dieser Ehe", erklärte die Prinzessin einem geschockten Fernsehpublikum. Zudem gestand sie, selbst ebenfalls untreu gewesen zu sein.
Reporter und BBC entschuldigen sich
Bashir entschuldigte sich für die Methoden, mit deren Hilfe er sich das Interview erschlichen hatte: "Es war eine Dummheit, das zu tun, und es ist eine Tat, die ich zutiefst bedauere."
Auch die BBC räumte ein, dass durch unlautere Mittel das legendäre Interview mit Prinzessin Diana zustande gekommen war. Die britische Rundfunkanstalt veröffentlichte eine "umfassende und bedingungslose Entschuldigung". Ein Ermittler hatte zuvor nach sechsmonatigen Untersuchungen erklärt, das Interview sei durch "Täuschung" ermöglicht worden.
Die beiden Söhne Dianas haben sich mit drastischen Worten zuden Untersuchungsergebnissen geäußert. Harry (36) machte die Medien für Dianas Tod verantwortlich. "Der Welleneffekt einer Kultur der Ausbeutung und der unethischen Praktiken hat sie letztendlich das Leben gekostet", sagte Harry einer Mitteilung zufolge. Das Interview habe "wesentlichen Beitrag" geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlechtert habe, sagte William (38) in einer Videobotschaft. "Es ist meine Sicht, dass die betrügerische Weise, in der das Interview zustande kam, substanziell beeinflusst hat, was meine Mutter sagte", so William weiter.
"Inakzeptable Fehler"
Der damalige Generaldirektor John Birt sagte, die BBC habe einen "schurkischen Reporter" beschäftigt. "Dies ist ein schockierender Fleck auf dem andauernden Engagement der BBC für ehrlichen Journalismus, und es ist äußerst bedauerlich, dass es 25 Jahre gedauert hat, bis die volle Wahrheit ans Licht gekommen ist", sagte Birt. Aufsichtsratschef Richard Sharp sprach von "inakzeptablen Fehlern". Es sei kein Trost, dass es sich um Fehler aus der Vergangenheit handle.
Der Bericht kritisiert auch, führende BBC-Manager hätten versucht, den Betrug zu vertuschen. Sowohl vor als auch nach der Veröffentlichung des Interviews hatten sich zahlreiche Journalisten erstaunt gezeigt, wie Bashir, damals ein eher unbekannter BBC-Reporter, die Prinzessin vor die Kamera bekommen hatte.
22,8 Millionen Zuschauer
Mit dem Untersuchungsbericht wird die Frage aufgeworfen, ob Diana die Aussagen auch getätigt hätte, wenn sie nicht ausgetrickst worden wäre. Angeblich ja, hatte die BBC Mitte November 2020 berichtet und auf eine handschriftliche Notiz der Prinzessin verwiesen. Darin habe die Mutter der Prinzen William und Harry festgehalten, gefälschte Dokumente hätten keine Rolle für ihre Entscheidung für das Interview gespielt. Auch Bashir ist dieser Ansicht. Prinz William, heute 38, hatte die Überprüfung aber begrüßt: "Die unabhängige Untersuchung ist ein Schritt in die richtige Richtung."
Die Aussagen von Prinzessin Diana in dem Interview zählen zu den berühmtesten Sätzen der britischen TV-Geschichte. Die Ausstrahlung wurde damals von einer Rekordzahl von 22,8 Millionen Zuschauern verfolgt.