Der Wikileaks-Gründer Julian Assange zeigt sich im Mai 2017 auf dem Balkon der Londoner Botschaft von Ecuador.

Weiter in britischer Haft Wie geht es Julian Assange?

Stand: 05.11.2022 00:57 Uhr

Wiki-Leaks Gründer Julian Assange sitzt weiter in britischer Haft - und nur sein schlechter Zustand bewahrt ihn vor der Auslieferung an die USA. Wie es weitergeht: Vollkommen unklar. Halbbruder Shipton geht mit den Behörden hart ins Gericht.

Vor kurzem hatte Julian Assange Covid-19, das hat er gut überstanden. Grundsätzlich aber scheint es um seinen Gesundheitszustand nicht gut bestellt zu sein. Sein Halbbruder Gabriel Shipton zeichnet ein düsteres Bild: "Wir sehen seinen körperlichen Verfall. Wir sehen den mit unseren eigenen Augen.“

Auch psychisch gehe es Assange nicht gut. Seit mehr als dreieinhalb Jahren sitzt der im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Warum er unter Hochsicherheitsbedingungen festgehalten wird, habe die britische Justiz nie erklärt, sagt Shipton. Auch gab es offenbar keine Erklärung dafür, warum wiederholt Anträge von Assange abgelehnt wurden, an den Gerichtsverhandlungen teilnehmen zu dürfen.

Willkür mit Methode

Shipton spricht von alltäglicher Willkür und versteht das als Methode:  

Solange Julian in einem Hochsicherheitsgefängnis festgehalten wird und er gebrochen wird durch diesen endlosen juristischen Vorgang, dient das dem Zweck. Es zeigt jedem rund um die Welt: Wenn Du Informationen dieser Art veröffentlichst, Beweise von US-Kriegsverbrechen, Beweise von Folter - dann wirst Du in einem niemals endenden Gerichtsverfahren steckenbleiben. Dir wird Deine Bewegungsfreiheit genommen, Dein Recht auf Asyl. Deine Freiheit zu sprechen, wird Dir genommen.

Gabriel Shipton, der von Beruf Filmemacher ist, hat den Dokumentarfilm "Ithaka" gemacht. Er zeigt den Kampf der Angehörigen, Julian freizubekommen, aber er zeigt auch Julian Assange als Vater und Ehemann. Shipton hofft, auf diese Weise ein größeres Publikum auf emotionaler Ebene anzusprechen und den Unterstützerkreis für Assange zu erweitern. Aber natürlich geht es auch um das große Ganze.

Möglicherweise noch viele Jahre in Haft

Shipton verweist darauf, dass sein Halbbruder gerade für den Sacharow-Preis nominiert war: "Julian war einer von dreien in der Endauswahl für den Sacharow-Preis, dem wichtigste Preis für Menschenrechte und Meinungsfreiheit des Europäischen Parlaments. Julian sitzt für genau die gleiche Arbeit im Gefängnis, für die ihn das Europäische Parlament würdigt."

Laut Shipton hat Assange im Augenblick mehr Zugang zu seinen Anwälten als das während der Gerichtsverhandlungen der Fall war. Auch könne er ein- oder zweimal pro Woche Besuch empfangen und seine Frau Stella und seine Kinder sehen. Möglicherweise hat er aber noch viele Jahre hinter Gittern vor sich.

Assange suizidgefährdet

Im Fall Assange hatte ein britisches Gericht zunächst ein Auslieferungsverbot verhängt, allerdings nur, weil Assange als suizidgefährdet galt. Im Hinblick darauf, dass er Geheimdokumente veröffentlicht hat, wofür die USA ihn vor Gericht stellen wollen, hatte die Richterin sämtliche Vorwürfe der Anklage bestätigt. Nur wegen Assanges angegriffener Psyche und den harten Haftbedingungen in den USA wurde die Auslieferung untersagt.

Im Dezember 2021 wurde das Verbot dann gekippt, und im Juni dieses Jahres gab auch die damalige britische Innenministerin Priti Patel grünes Licht für eine Auslieferung an die USA. Dagegen hat Assange vor dem High Court Widerspruch eingelegt, und damit könnte es in absehbarer Zeit noch einmal um den Kern der Sache gehen: die Pressefreiheit und die Frage, welche Handlungen durch sie geschützt sind und welche nicht.

Imke Köhler, Imke Köhler, ARD London, 05.11.2022 00:48 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 31. Januar 2022 um 15:35 Uhr.