Europaflaggen wehen vor dem Europagebäude in Brüssel.

Cyberangriffe EU verhängt Sanktionen gegen Hacker

Stand: 30.07.2020 23:15 Uhr

Hacker haben in der EU erhebliche finanzielle Schäden angerichtet. Oft werden Russland und China als Drahtzieher vermutet. Jetzt hat die EU erstmals Sanktionen verhängt.

Erstmals hat die Europäische Union Sanktionen wegen Cyberangriffen verhängt. Die Maßnahmen richten sich gegen ein russisches Geheimdienstzentrum und zwei Unternehmen aus China sowie Nordkorea, wie der Rat der EU mitteilte. Außerdem wurden Strafmaßnahmen gegen sechs Einzelpersonen verhängt.

Die Sanktionsregelung sieht vor, dass die EU Vermögenswerte einfrieren kann. Außerdem gelten für die Personen Einreiseverbote.

Vorwürfe gegen russischen Militärgeheimdienst

Bei dem Geheimdienstzentrum handelt es sich um die Abteilung für besondere Technologien des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Die EU wirft der Abteilung vor, europäische Firmen bei einem Hackerangriff im Juni 2017 geschädigt zu haben. Zwei Cyberangriffe gegen das ukrainische Stromnetz 2015 und 2016 sollen ebenfalls auf das Konto des Geheimdienstes gehen.

Weiterhin wurden vier russische Agenten mit Strafen belegt. Sie sollen im April 2018 an einem versuchten Cyberangriff auf die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in den Niederlanden beteiligt gewesen sein.

Sitz des russischen Militärgeheimdienstes GRU in Moskau

Von den Sanktionen der EU betroffen: Der russische Militärgeheimdienst GRU.

Sanktionen für Operation "Cloud Hopper"

In China ist das Unternehmen Haitai Technology Development betroffen, das Cyberangriffe unterstützt haben soll. Die Chinesen sollen bei einer Aktion mit dem Namen "Cloud Hopper" Daten von IT-Dienstleistern weltweit gestohlen haben.

Auch die Angriffe mit "WannaCry" und "NotPetya" werden von der EU als Grund für die Strafmaßnahmen genannt. Mithilfe der Schadprogramme waren Computer verschlüsselt und dann Lösegelder gefordert worden. In Deutschland waren zum Beispiel auch Anzeigen auf Bahnhöfen betroffen.

Unterstützung von kriminellen Gruppen

Ebenfalls wegen der Angriffe mit "WannaCry" auf die europäische Sanktionsliste gesetzt wurde das Unternehmen Chosun Expo. Es soll die Attacken technisch oder finanziell unterstützt haben.

Außerdem soll es die Gruppe "Lazarus" unterstützt haben - Cyberkriminelle, denen der bislang größte Cyberdiebstahl der Geschichte gelang: Der Diebstahl von 81 Millionen Dollar von der Zentralbank in Bangladesch im Jahr 2016.

Außerdem soll es Verbindungen zwischen dem Unternehmen und einem Angriff auf das Filmstudio Sony Pictures geben. 2014 sollte damit die Veröffentlichung der Satire "The Interview" über den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un verhindert werden.

Sanktionen wegen Angriff auf Bundestag vorbereitet

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa werden wegen des Hackerangriffes auf den Bundestag im Jahr 2015 weitere Sanktionen vorbereitet. Die Beweise würden dafür ausreichen, berichtet die dpa unter Berufung auf EU-Kreise. Ob die Strafmaßnahmen der EU einzelne Hacker von Cyberangriffen abhalte, werde allerdings bezweifelt.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell unterstrich dagegen die Botschaft der Sanktionen: Die EU werde weiterhin jedes Land auffordern "geeignete Maßnahmen gegen Akteure zu ergreifen, die böswillige Cyberaktivitäten durchführen."

Holger Beckmann, Holger Beckmann, ARD Brüssel, 31.07.2020 07:00 Uhr