Flüchtlinge auf einem Boot im Mittelmeer (Archivbild)

Mission "Sophia" EU rettet weniger Menschen im Mittelmeer

Stand: 21.08.2018 11:06 Uhr

Die EU hat im Rahmen ihrer Mittelmeer-Mission "Sophia" deutlich weniger Menschen im ersten Halbjahr 2018 gerettet als im Vorjahreszeitraum. Grund: Weniger Menschen wagen die Überfahrt. Zugleich ertranken viele von ihnen.

Die Zahl der im Rahmen der EU-Mission "Sophia" aus dem Mittelmeer geretteten Menschen ist im ersten Halbjahr 2018 drastisch gesunken. Der Rückgang betrage 83 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, berichtete das Internet-Portal "Buzzfeed" unter Berufung auf Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der FDP-Fraktion sowie auf einen vertraulichen EU-Bericht.

Den starken Rückgang der Seenotrettungen durch "Sophia" begründet die Bundesregierung dem Portal zufolge damit, dass die Flucht- und Migrationsbewegungen zurückgegangen seien.

Noch immer versuchen Menschen täglich über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Hier werden Schiffbrüchige vor der libyschen Küste geborgen.

Noch immer versuchen Menschen täglich über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Hier werden Schiffbrüchige vor der libyschen Küste geborgen.

Keine Rettung in sechs von sieben Monaten

Die an der Mission "Eunavfor Med Operation Sophia" beteiligten Bundeswehreinheiten retteten im Mai und im Juni "Buzzfeed" zufolge niemanden. In sechs von sieben Monaten habe die Bundeswehr keinen einzigen Menschen aus Seerot gerettet.

Zugleich sind in dem Zeitraum viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Mehr als 1500 Menschen starben während der Flucht über das Meer 2018, davon allein 629 im Juni. Das ergeben Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR).

"Europa braucht eine gemeinsame Strategie, um Libyen dauerhaft zu stabilisieren", zitierte "Buzzfeed" den FDP-Außenpolitiker Ulrich Lechte in einer Reaktion auf die Zahlen zur Seenotrettung. Deutschland sollte, Lechte zufolge, eine vermittelnde Rolle zwischen Italien und Frankreich einnehmen.

Mehr Tote durch Politik Italiens und Maltas?

Die steigende Zahl von Toten im Mittelmeer wird in dem Bericht mit der Politik vor allem Italiens und Maltas in Verbindung gebracht. Die Länder versuchten, Einsätze privater Hilfsorganisationen zur Rettung von Menschen aus dem Mittelmeer zu verhindern.

Insbesondere dürfen diese nur noch in Ausnahmefällen Häfen der Länder anlaufen, einige ihrer Schiffe wurden beschlagnahmt. Noch 2017 hatten private Seenotretter mehr als 46.000 Menschen aus Notlagen im Mittelmeer geborgen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. August 2018 um 10:00 Uhr.