Bekämpfung "invasiver Arten" in Europa EU knöpft sich die Biberratte vor

Stand: 09.09.2013 16:04 Uhr

Die Biberratte und der Japanische Staudenknöterich stammen nicht aus Europa, fühlen sich aber hier wohl. "Invasive Arten" wie diese richten laut EU-Kommission immense Schäden an. Darum will sie die Bekämpfung intensivieren und besser koordinieren.

In Europa gibt es mehr als 12.000 Pflanzen- und Tierarten sowie Pilzorganismen, die eigentlich nicht hierher gehören - Tendenz steigend. Nach Einschätzung der EU-Kommission sind davon etwa 15 Prozent "invasive Arten", die einheimische Tiere und Pflanzen bedrohen, der menschlichen Gesundheit schaden oder Gebäude und Ernten schädigen. Den schlimmsten 50 davon hat die Kommission nun den Kampf angesagt.

Die oft von den Menschen selbst eingeschleppten Fremdlinge verursachten jährlich Kosten in Höhe von mindestens zwölf Milliarden Euro, warnte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik in Brüssel. Schlimmstenfalls könnten die Eindringlinge Ökosysteme schwer stören und das Aussterben einheimischer Arten auslösen. Darum soll deren Einfuhr verboten werden. Zudem sollen die Mitgliedsstaaten importierte Waren und Container besser kontrollieren. Potocnik drängte zudem darauf, dass sich die EU-Staaten früher über die Ausbreitung gebietsfremder Arten informieren und gemeinsam dagegen angehen.

Tigermücke und Japanischer Staudenknöterich

Schnelles Handeln sei dringend notwendig, um den Verlust von Europas biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen, sagte Potocnik. Zunächst will sich die Kommission nun mit den Mitgliedsstaaten auf eine Liste verständigen. Damit der Vorschlag Gesetzeskraft erhält, ist die Zustimmung von Europaparlament und Mitgliedstaaten notwendig.

Als Negativ-Beispiele nannte Potocnik die Asiatische Tigermücke, die Biberratte und den Japanischen Staudenknöterich. Letzterer schädige Gebäude und somit die Infrastruktur, die Biberratte unterhöhle Deiche und sorge für Einbußen in der Landwirtschaft. Die Asiatische Riesenhornisse gefährde die menschliche Gesundheit und treibe Arztkosten in die Höhe. Etwa ein Viertel der gebietsfremden Arten wurde absichtlich eingeführt, etwa als Nutzpflanze oder Haustier. Der Rest kommt laut EU unbemerkt zum Beispiel in Containern oder am Rumpf von Schiffen nach Europa.

Der Kampf endet an der Landesgrenze

Bisher funktioniere der Kampf gegen invasive Arten nur mäßig. So enden manche Anstrengungen oft Landesgrenzen, kritisierte die EU-Kommission. Ein Beispiel ist das giftige Herkuleskraut, das auch Bärenklau genannt wird. In der südbelgischen Region Wallonie werde zur Bekämpfung der Pflanze, die zu Hautverbrennungen und bei Kontakt mit dem Auge sogar zur Erblindung führen kann, jährlich eine halbe Million Euro ausgegeben. Im angrenzenden Frankreich gebe es hingegen keine solchen Programme, so dass die Pflanze immer wieder eingeschleppt werde.

Umweltschützer begrüßten das EU-Regelwerk zwar prinzipiell, halten es aber für zu schwach. Dass nur 50 schädliche Arten auf die Liste kommen, sei "ein Witz", sagte der Experte des Naturschutzbundes Nabu, Claus Mayr.