Neues EU-Ausbildungsprogramm Alles unter einem Dach: Erasmus+

Stand: 24.04.2014 13:01 Uhr

Ob Erasmus, Comenius, oder Leonardo - die EU bündelt ihre gefragten Förderprogramme für Studierende, Auszubildende und Schüler in Erasmus+ und stockt den Etat dafür kräftig auf. Bundesbildungsministerin Wanka hat den Startschuss für Deutschland gegeben. Doch was genau ist anders mit Erasmus+?

Von Jakob Mayr, BR-Hörfunkstudio Brüssel

Den großen Humanisten Erasmus von Rotterdam kennen eher wenige, aber Millionen kennen das EU-Bildungsprogramm gleichen Namens, viele aus eigener Erfahrung. Erasmus ist eine europäische Erfolgsgeschichte, EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou ist stolz darauf: "Wir haben einen neuen Meilenstein im Erasmus-Programm erreicht: Drei Millionen haben es seit seiner Gründung im Jahr 1987 genutzt."

35.000 Deutsche mit Erasmus unterwegs

Drei Millionen junge Menschen, die gefördert und vermittelt durch Erasmus ins Ausland gegangen sind - zum Studium oder für ein Praktikum. Und die Teilnehmerzahlen steigen stetig. Vergangenes Jahr gab es einen neuen Rekord: 35.000 junge Deutsche waren mit Erasmus in 32 europäischen Ländern unterwegs. Nicht nur EU-Staaten machen mit.

Die meisten Förderstudenten kamen von der TU München. Besonders gefragte Ziele sind Spanien, Frankreich und Großbritannien. Tausende Dozenten haben dank Erasmus im Ausland unterrichtet oder sich weitergebildet.

Jetzt also Erasmus+. Es fasst bestehende EU-Programme zusammen, um Anträge einfacher und Doppelarbeit überflüssig zu machen. "Wir haben in dem Bereich sehr viel mehr Möglichkeiten an Zusammenarbeit, die es vorher nie gab, weil es ganz gesonderte Programme waren", sagt die Chefin des Bildungsausschusses im EU-Parlament, die Christdemokratin Doris Pack.

Jakob Mayr, J. Mayr, BR Brüssel, 24.04.2014 11:20 Uhr

Günstige Kredite von bis zu 18.000 Euro

Erasmus für Studenten, Comenius für Schüler, Leonardo für Auszubildende, Grundtvig für Erwachsenenbildung, dazu das Freiwilligenprogramm "Jugend in Aktion" - sie alle stehen jetzt unter dem Dach Erasmus+. Es bietet Studenten für einen kompletten Master-Studiengang im Ausland günstige Kredite von bis zu 18.000 Euro - rückzahlbar, wenn die Darlehensnehmer einen Job haben.

Künftig werden Studierende auch bei Bachelor und Master unterstützt. Bisher war die Förderung auf einen Abschluss begrenzt. "Was wir neu haben ist, dass man sowohl ein halbes Jahr in dem einen Land an eine Universität gehen kann und dann in ein anderes Land an eine andere Universität. Das war ein großer Wunsch vieler Studierender", sagt Pack.

Deutliches Plus bei Bildungsausgaben

Für das Gesamtprogramm bekommen die EU-Staaten über die kommenden sieben Jahre 14,8 Milliarden Euro aus dem Haushalt. Erasmus+ bedeutet also auf jeden Fall ein deutliches Plus bei den Bildungsausgaben - gut 40 Prozent mehr. Die Folge ist eine eher seltene Erscheinung: Bildungspolitiker, die mit ihrem Budget zufrieden sind. "Das zeigt doch, dass doch manche Politiker ein bisschen weiter denken als nur bis zum nächsten Wahltag, sondern einfach sagen: Im Bereich von Bildung müssen wir mehr tun", sagt Pack. "Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Mehr als 40 Prozent mehr - das ist ganz anständig."

Die Europaabgeordnete Pack und EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou haben Erasmus+ am Vormittag in Berlin vorgestellt, zusammen mit den Bundesministerinnen für Bildung und Familie, Johanna Wanka (CDU) und Manuela Schwesig (SPD). Kommissarin Vassiliou preist Erasmus schon lange: "Alle, die es einmal gemacht haben, sagen, dass die Erfahrung mit Erasmus sie ermutigt hat, offenere Menschen zu sein, ihre Sprachfertigkeiten zu verbessern, besser mit Menschen anderer Kulturkreise zusammenzuarbeiten und Herausforderungen schneller annehmen zu können."

Vassiliou weiß, wovon sie spricht. Die Zyprerin hat in London Jura studiert und kann nach eigenen Angaben auch Französisch. Das musste sie allerdings ohne Erasmus schaffen. Das gab es zu ihrer Studienzeit noch nicht.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 24. April 2014 um 08:33 Uhr im Deutschlandradio Kultur.