Umstrittene EU-Skulptur "Entropa" Bulgarien ist nun verhüllt

Stand: 20.01.2009 12:08 Uhr

Der Streit um die Europa-Skulptur "Entropa" im EU-Ratsgebäude hat eine neue Dimension erreicht: Auf Bitten Bulgariens ließ die tschechische Ratspräsidentschaft den bulgarischen Teil der Skulptur verhüllen. Die Regierung in Sofia hatte offiziell Protest gegen die Darstellung als Stehtoilette eingelegt.

Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft hat einen Teil der umstrittenen Skulptur "Entropa" im EU-Ratsgebäude verhüllen lassen. In der vergangenen Nacht wurde ein schwarzes Tuch über Bulgarien gehängt, das in dem Werk als eine Ansammlung von Steh-Toiletten dargestellt ist - laut Künstler David Cerny ein Kommentar zur "Misere des materiellen und spirituellen Lebens" in dem Land.

Proteste gegen bulgarische Zensur

Als Reaktion auf die Verhüllung haben über 460 Bulgaren gegen die "Zensur" der Collage protestiert. Unter ihnen waren auch bekannte Künstler des Balkanlandes. Die Zensierung durch die bulgarische Regierung sei für das Land und alle seiner Bürger beschämend, hieß es in einer im Internet verbreiteten Erklärung. Die freie Meinungsäußerung gehöre zu den Grundwerten der demokratischen Gesellschaft.

Das von Tschechien bei Cerny in Auftrag gegebene Kunstwerk polarisierte schon vor seiner Präsentation vergangene Woche. "Entropa" soll Vorurteile und Klischees über die EU-Mitgliedsstaaten aufs Korn nehmen. Diese werden auf umstrittene Art dargestellt. So wird Spanien als betonierte Wüste präsentiert, und Deutschland durchzieht ein Netz von Autobahnen, das den Betrachter an ein Hakenkreuz erinnern kann. Die Slowakei ist ein Würstchen, das in die Flagge des Nachbarn Ungarn eingewickelt ist.

Entgegen offizieller Ankündigungen schufen nicht 27 Künstler aus allen EU-Staaten das Werk, sondern Cerny und seine Mitarbeiter. Deshalb hatte sich Europaminister Alexandr Vondra bereits bei allen EU-Staaten entschuldigt. Bulgarien und die Slowakei beschwerten sich dennoch förmlich, andere EU-Mitglieder reagierten amüsiert. Die Slowaken jedoch betrachteten die Affäre nach der Entschuldigung Vondras' als beendet. Die Installation soll nun wie geplant bis zum Ende der tschechischen Ratspräsidentschaft Ende Juni hängen bleiben.