Chinesische Flagge

Annäherung an die Taliban Direkte Flugverbindung von China nach Kabul

Stand: 30.05.2023 07:18 Uhr

Nach der Machtübernahme der Taliban baut China die Beziehungen zu Afghanistan schrittweise aus. Dafür will die Volksrepublik den kommerziellen Direktflugverkehr mit Afghanistan wiederaufnehmen.

Jeden Mittwoch soll es einen Direktflug zwischen Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, und Urumqi, der Hauptstadt des benachbarten chinesischen Landesteils Xinjiang geben. Das teilte nach Angaben von übereinstimmenden Medienberichten der stellvertretende Taliban-Minister für Verkehr und Zivilluftfahrt mit.

Damit schließt sich China Ländern wie Russland, Iran, Pakistan, Indien und Saudi-Arabien an, die bereits nach dem Fall von Kabul im August 2021 schrittweise wieder Direktflüge mit Afghanistan aufgenommen haben. Die chinesische Staats- und Parteiführung hat die Taliban-Regierung seit ihrer Machtübernahme 2021 noch nicht offiziell anerkannt, nähert sich aber an.

Angst vor Kontrollverlust in Grenzregion

Der chinesische Außenminister Qin Gang hat sich in den vergangenen zwei Monaten bereits zweimal mit dem Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi getroffen, einmal gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus Pakistan. Die drei Länder wollen die Wirtschaftsbeziehungen zueinander ausbauen und Afghanistan in Chinas Infrastrukturprojekt der Neuen Seidenstraße einbinden.

Beobachtern zufolge fürchtet China Instabilität in der Grenzregion zu Afghanistan und ist daher an Beziehungen interessiert. Afghanistan und China teilen eine 76 Kilometer lange Grenze, und zwar im Nordwesten Chinas angrenzend zum chinesischen Landesteil Xinjiang, in dem die muslimische Minderheit der Uiguren lebt.

Aus chinesischer Perspektive ist die größte Gefahr für die nationale Sicherheit der Einzug von radikal-islamischem Terrorismus aus Afghanistan und die Unterstützung einer Unabhängigkeitsbewegung in Xinjiang. Aus Angst vor Kontrollverlust hat die chinesische Staats- und Parteiführung in den vergangenen Jahren in der Grenzregion Xinjiang einen massiven Überwachungsapparat aufgebaut. 1,5 Millionen Uiguren sollen Schätzungen zufolge zeitweise in Umerziehungslagern weggesperrt worden sein.

Eva Lamby-Schmitt, ARD Shanghai, tagesschau, 30.05.2023 06:35 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 30. Mai 2023 um 12:11 Uhr.