Donald Trump an einem Rednerpult, im Vordergrund hält jemand ein Schild in die Höhe, auf dem "We want Trump" steht

Konservative US-Konferenz Heimspiel für Trump

Stand: 05.03.2023 09:52 Uhr

Die CPAC war einst ein Pflichttermin für alle Republikaner, die Präsident werden wollen. Doch diesmal machen viele potenzielle Kandidaten einen Bogen um die Konferenz - die so zu einem Heimspiel für Trump wurde.

"Wir wollen Trump", skandieren einige seiner Anhänger im Kongresscenter am National Harbor von Washington. Dabei ist der Ex-Präsident noch gar nicht da. Stattdessen hat gerade seine erste offizielle Herausforderin im halbleeren Saal ihre Rede gehalten und dafür halbherzigen Applaus geerntet. Nikki Haley, ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, wirbt für einen Generationenwechsel und Neuanfang - aber sie hat bei der diesjährigen Conservative Political Action Conference (CPAC) einen schweren Stand.

Das wichtigste Treffen der Konservativen wird diesmal noch klarer als in den vergangenen Jahren von Trumps Familie und Gefolgsleuten dominiert. Passend dazu ist der ausländische Gastredner Jair Bolsonaro, der sogenannte "Trump der Tropen". Auch ein Ex-Präsident, der seinen Verlust nicht akzeptieren kann und momentan in Florida im freiwilligen Exil lebt. Der Brasilianer bekommt den größten Applaus, als er seine guten Beziehungen zu Trump lobt - und betont, wie sehr er sich auf dessen Auftritt freut.

Jair Bolsonaro gestikuliert bei einem Auftritt, im Hintergrund ist eine US-Flagge zu sehen

Auch Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro trat bei der CPAC auf. Sein Nachfolger, der linksgerichtete Luiz Inácio Lula da Silva, ist seit Januar dieses Jahres im Amt.

Altbekannte Rezepte Trumps

Für Trump ist die CPAC dann ein Heimspiel: Über anderthalb Stunden lang hängt das Publikum an seinen Lippen, winkt mit Trump-Hüten wie -Schildern und lauscht den bekannten Tiraden gegen angeblich marxistische Demokraten. Zum Beispiel: "Dies ist die gefährlichste Zeit in der Geschichte unseres Landes. Und Biden führt uns in die Bedeutungslosigkeit!"

Ohne die Ukraine zu nennen verspricht Trump, er sei jetzt der einzige Kandidat, der einen mutmaßlich dritten Weltkrieg noch verhindern könne - und zwar ganz leicht: Die Grenze dicht machen, die Mauer fertigbauen, illegale Einwanderer deportieren, China für das Corona-Virus finanziell zur Rechenschaft ziehen, den vermeintlichen Sumpf in Washington trockenlegen. Mit altbekannten Rezepten will Trump Amerika wieder mächtig, reich, stolz und groß machen. Seine Konkurrenten erwähnt er gar nicht.

Pence und DeSantis auf Konkurrenzveranstaltung

Seit fast 50 Jahren gibt es CPAC. Und lange kam niemand, der bei den Republikanern etwas werden wollte, um dieses Schaulaufen vor der Basis herum. Aber diese Zeiten sind vorbei, sagt die republikanische Strategin Susan Del Percio dem Sender NBC: "Mit CPAC ist es in letzter Zeit abwärtsgegangen. Das ist nicht mehr CPAC. Sondern TPAC, mit T für Trump."

Seine wichtigsten potenziellen Herausforderer sind gar nicht erst gekommen. Ron DeSantis etwa, Floridas Gouverneur, der seine Kandidatur zwar noch nicht erklärt hat - aber laut Umfragen nach Trump die größten Chancen auf die Nominierung hätte. Oder Mike Pence, Trumps ehemaliger Vize. Stattdessen sprechen sie beim Club for Growth, einer der finanzstärksten republikanischen Organisationen. Das private Treffen mit Spendern vor ein paar Tagen fand quasi vor Trumps Haustür in Palm Beach statt. Aber er ist nicht eingeladen.

Spender halten Augen offen

Viele republikanische Großspender sind auf der Suche nach einer Alternative. Das politische Netzwerk der einflussreichen Koch-Familie, das mit seinen Millionenspenden Kandidaten stützen und stürzen kann, will laut Medienberichten Trumps erneute Kandidatur um jeden Preis verhindern. Sein Ex-Vize Pence bringt es so auf den Punkt: "Es gibt vielleicht eine bessere Wahl. Und ich vertraue den republikanischen Wählern, das auf die Reihe zu kriegen."

Bei der Straw Poll, der traditionellen Umfrage unter CPAC-Besuchern, wird diesmal aber auch klar: Selbst an der eigenen Basis lässt die Trump-Begeisterung langsam nach. Wenn auch nur leicht. Von den rund 2000 Teilnehmern wünschen ihn sich 62 Prozent als Präsident zurück - sieben Prozentpunkte weniger als bei der letzten CPAC 2022.

Ron DeSantis landet bei dieser nicht repräsentativen Erhebung mit 20 Prozent weit abgeschlagen auf Platz zwei, Nikki Haley bekommt gerade mal drei Prozent der CPAC-Stimmen. Aber das Rennen hat ja auch gerade erst begonnen.

Julia Kastein, Julia Kastein, ARD Washington, 05.03.2023 08:20 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 05. März 2023 um 10:20 Uhr.