
Corona-Ausbruch Italien kämpft gegen das Virus
Stand: 24.02.2020 21:40 Uhr
Weitere Todesopfer, mehr Infizierte: Das Coronavirus in Italien breitet sich weiter aus. Auch die Nachbarländer beobachten die Situation aufmerksam. Die französische Regierung empfahl Schutzmaßnahmen für Rückkehrer aus Norditalien.
Das Coronavirus breitet sich in Italien weiter aus. Mittlerweile kamen Behördenangaben zufolge sieben Menschen ums Leben. Die meisten Infektionen wurden in der norditalienischen Region Lombardei gemeldet. Von dort stammen auch sechs der sieben Todesopfer. Bei den Toten handelt es sich um ältere Menschen, die teilweise bereits unter Vorerkankungen litten. Die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Menschen stieg auf mehr als 220.
Neben der Lombardei sind auch Venetien, das Piemont, die Emilia-Romagna sowie Trentino-Südtirol und Friaul-Julisch Venetien betroffen. Sie grenzen teilweise an Frankreich, Österreich, die Schweiz oder Slowenien.
Seit dem ersten Todesfall haben die italienischen Behörden drastische Maßnahmen gegen das Virus ergriffen. Elf Ortschaften - zehn in der Lombardei und eine in Venetien - wurden abgeriegelt. Der Karneval in Venedig wurde abgebrochen, Fußballspiele und andere Großveranstaltungen wurden abgesagt. Schulen und Universitäten blieben geschlossen, ebenso viele Lokale und Kinos.
Italien am stärksten von Infektionen betroffen
tagesthemen 23:30 Uhr, 24.02.2020, Ellen Trapp, ARD Rom
Die Maßnahmen erinnern an die chinesische Vorgehensweise gegen das Virus. Die EU-Kommission begrüßte die Schritte Italiens. Die italienische Regierung habe schnell gehandelt und "wirksame Strukturen, um in gut abgestimmter Weise auf diesen Ausbruch zu reagieren", sagte der für Krisenkoordination zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic. Er kündigte die Freigabe von 232 Millionen Euro an, um den weltweiten Kampf gegen das Virus zu verstärken.
Suche nach "Patient Zero"
Mit Blick auf mögliche Grenzkontrollen zur Eindämmung der Krankheit im Schengenraum sagte Lenarcic, dies liege in der Kompetenz und Entscheidung der einzelnen Mitgliedstaaten. Er forderte die Regierungen aber auf, alle Entscheidungen zum Kampf gegen das Virus auf Grundlage "einer glaubwürdigen Risikobewertung" zu treffen sowie verhältnismäßig und abgestimmt zu handeln.
Unklar ist allerdings nach wie vor, auf welchem Weg und durch welche Person das Coronavirus nach Italien gelangt ist. Nach diesem sogenannten "Patient Zero", dem Patienten Null, werde weiterhin intensiv gesucht, sagte Italiens Zivilschutzchef Borrelli. Kenne man den Beginn der Infektionskette, sei es einfacher, die mögliche maximale Dimension der Verbreitung in Italien einzuschätzen.
Nach Angaben von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides stimmte die Regierung in Rom einer Mission von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zu. Diese solle am Dienstag in Italien eintreffen. "Wir müssen diese Situation ernst nehmen", sagte Kyriakides. Die EU-Bürger sollten aber "nicht in Panik verfallen" und auf Desinformationen über die Krankheit hereinfallen.
Nachbarstaaten mit erhöhter Aufmerksamkeit
Auch die österreichische Regierung warnte vor Panik und Hysterie. "Wir sind nach wie vor in einer sicheren, stabilen Situation", sagte Innenminister Karl Nehammer. Es bestehe kein Grund zur Panik, bekräftigte auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Alle 189 Tests auf das Coronavirus, die bisher in Österreich erfolgt seien, seien negativ. Die Behörden seien international in engem Kontakt.
Aus Sicherheitsgründen hatten sie am Sonntagabend wegen zweier Verdachtsfälle den Zugverkehr über den Brenner für vier Stunden eingestellt, ihn dann aber wieder aufgenommen. Der Verdacht hatte sich nicht bestätigt.
Frankreich empfiehlt Schutzmaßnahmen
Die französische Regierung empfahl inzwischen Schutzmaßnahmen für alle Reisenden, die aus der Lombardei oder Venetien zurückkommen. Die Rückkehrer sollten in den ersten zwei Wochen nach Möglichkeit Menschenmengen meiden, erklärte die Regierung in Paris. Kinder sollten nicht zur Krippe oder zur Schule geschickt werden. Die Rückkehrer sollen demnach beim Kontakt mit anderen Menschen eine Schutzmaske tragen und regelmäßig Fieber messen. Sollten sie innerhalb von zwei Wochen an Husten oder Schluckbeschwerden leiden, sollten sie die Notfalldienste anrufen. Die Empfehlungen gelten für die sogenannte Inkubationszeit zwischen einer möglichen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome.
Mit Informationen von Jörg Seisselberg, ARD-Studio Rom
Coronavirus in Italien: 5 Tote, über 210 Infizierte
Jörg Seisselberg, ARD Rom
24.02.2020 13:05 Uhr
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