Polizisten befragen eine Journalisten in Peking, als er vor einem Spionage-Prozess gegen einen Australier Aufnahmen machen will. (Archivbild: 27. Mai 2021)

Auslandskorrespondenten in China "2022 war mit Abstand das schwierigste Jahr"

Stand: 01.03.2023 06:21 Uhr

Die Arbeitsbedingungen für ausländische Journalisten in China haben sich im vergangenen Jahr noch einmal verschlechtert. Laut einer Umfrage haben Druck, Überwachung und Einschüchterung weiter zugenommen.

Behinderung durch die Polizei oder Sicherheitsleute in Zivil, Druck auf Interviewpartner und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zum Alltag von ausländischen Journalisten in China. In der jüngsten Umfrage des Clubs der Auslandskorrespondenten in China, FCCC, berichtet jeder zweite Befragte von Behinderungen durch die Polizei oder andere Behördenvertreter - etwa, dass Interviews gestört oder unterbrochen wurden. Ein Fünftel der befragten Korrespondenten wurde im vergangenen Jahr mindestens einmal von den Behörden festgesetzt.

Auch vor Gewalt schreckten die Behörden nicht zurück. Bei Protesten gegen die strikten Covid-Lockdowns im vergangenen Winter in Shanghai und Peking wurden einige Reporter geschlagen oder mussten Fotos löschen.

Covid-Maßnahmen als Vorwand

Wegen der strikten Covid-Maßnahmen bis Dezember waren Reisen im Land fast unmöglich - auch das hatte Auswirkungen auf die Berichterstattung über die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Fast zwei Drittel der befragten Korrespondenten berichten auch, Covid-Maßnahmen seien von den Behörden als Vorwand benutzt worden, um Berichterstattung zu verhindern.

"Dramatisch zugenommen" hat laut dem FCCC-Bericht der Druck auf Interviewpartner. Sie werden immer häufiger von den Behörden verwarnt, verhört oder sogar vorübergehend festgenommen, weil sie mit ausländischen Journalisten gesprochen haben. Auch chinesische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Korrespondentenbüros erleben wachsenden Druck, Überwachung und Einschüchterung. 

Internationale Standards fehlen

"2022 war mit Abstand das schwierigste Jahr, was die Berichterstattung aus China angeht", wird in dem FCCC-Bericht Jonathan Cheng zitiert, Chef des China-Büros des "Wall Street Journals". Alle befragten Korrespondenten beklagten, dass die Arbeitsbedingungen in China nicht internationalen Standards entsprechen.

Dem FCCC gehören 160 Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten an - darunter auch die der ARD. Sie arbeiten für Medien in insgesamt 30 Ländern.

Ruth Kirchner, Ruth Kirchner, ARD Peking, zzt, Berlin, 01.03.2023 06:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. März 2023 um 06:50 Uhr.