Menschen auf einer Straße in Hongkong, China. | EPA

China öffnet Grenze Hongkonger fürchten neue Corona-Welle

Stand: 06.01.2023 11:25 Uhr

Am Sonntag öffnet China die Grenze nach Hongkong. Sie war wegen Chinas Null-Covid-Politik fast drei Jahre lang de facto geschlossen. Viele Hongkonger blicken besorgt an die Grenze - und stürmen die Impfzentren.

Von Eva Lamby-Schmitt, ARD-Studio Shanghai

Vor den Impfzentren in Hongkong stehen viele Menschen Schlange. Sie möchten sich noch schnell gegen Corona impfen lassen, viele zum vierten Mal.

Eva Lamby-Schmitt ARD-Studio Shanghai

Vor wenigen Wochen waren die Impfzentren recht leer, doch jetzt kurz vor der Wiedereröffnung der Grenze nach Festland-China sind die Impftermine in den Zentren teils bis Februar ausgebucht. Angesichts der hohen Infektionszahlen in China befürchten einige Hongkonger eine erneute Welle von Corona-Infektionen.

Coco Chan ist eine von Ihnen. "Ich gehöre zu den wenigen, die noch nicht positiv getestet wurden, und habe mich vor ein paar Tagen zum vierten Mal impfen lassen. Ich hoffe, dass ich mich nicht anstecken werde." Auch ihre Freunde würden Schutzmaßnahmen ergreifen und vorsichtshalber Medikamente kaufen.

Medikamente schwer zu bekommen

Medikamente sind in der chinesischen Sonderverwaltungsregion mittlerweile nur noch schwierig zu bekommen, berichtet auch die 75-jährige Annie Au.

Ich kann momentan keine Fieber- und Schmerzmittel in der Apotheke kaufen. Die einzige Möglichkeit ist, sie direkt beim Arzt zu bekommen. Dort habe ich lange in einer Schlange angestanden. Die Apotheken sind leergekauft, weil alle vor Panik Medikamente einkaufen.

Wie die meisten, mit denen der ARD-Hörfunk in Hongkong sprechen konnte, hat sie bereits vier Impfungen gegen Corona erhalten. Die Hongkonger Behörden teilten mit, dass die Zahl derjenigen, die eine vierte Impfung erhalten haben, im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 100 Prozent gestiegen ist.

"Ich finde es gut, dass die Grenzen öffnen."

Während sich einige in Hongkong Sorgen machen, freuen sich andere auf die Öffnung. Denn viele Familien in der Pendlerregion waren voneinander getrennt.

Lexie Yang zum Beispiel kommt aus Festland-China, studiert aber in Hongkong. "Ich finde es gut, dass die Grenzen öffnen. Denn dann kann ich auch mal nach Hause fahren und meine Familie kann mich in Hongkong besuchen kommen. Wir haben auch schon Pläne für das chinesische Neujahr in zwei Wochen."

Fast drei Jahre lang war es durch die strikte Null-Covid-Politik Chinas nahezu unmöglich von Hongkong nach Festland-China zu kommen. Es gab nur wenige und sehr teure Flüge nach Festland-China und eine Lotterie, bei der jeden Tag bis zu 2.000 Menschen Tickets gewinnen konnten, um über den Landweg nach China zu kommen.

Eine Frau sitzt am Flughafen am Gate, im Hintergrund ist ein chinesisches Flugzeug zu sehen. | AP Photo/Ng Han Guan

Es soll deutlich mehr Flüge zwischen Hongkong und Festland-China geben. Bild: AP Photo/Ng Han Guan

Mehr Reisemöglichkeiten nach China

Es gab auch deshalb eine limitierte Quote, weil auch Reisende aus Hongkong für eine teils mehrwöchige Einreisequarantäne in einem Hotel untergebracht werden mussten. Dafür brauchte es entsprechende Hotelzimmer. Durch die Reiseerleichterungen Chinas, die am Sonntag in Kraft treten sollen, fällt die Quarantäne nun weg.

Die Hongkonger Regierung hat angekündigt, dass es ab Sonntag mehr Reisemöglichkeiten nach Festland-China geben soll. Zwei Landwege sollen wiedereröffnet werden. Die Fähre zwischen Hongkong und der Glücksspielmetropole Macau soll wieder fahren.

Und es soll deutlich mehr Flüge geben. Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific Airways hat mitgeteilt, dass sie ihre Flüge nach Festland-China mehr als verdoppeln werde. Bis zu 60.000 Reisende aus Hongkong sollen so täglich die Grenze zu Festland-China überqueren können.