Ankommende Reisende warten auf Busse, um vom Flughafen Guangzhou Baiyun zu Quarantäne-Hotels und -Einrichtungen zu gelangen. | AP

Corona-Lockerungen Chinesen wollen wieder reisen

Stand: 27.12.2022 16:04 Uhr

Lange konnten Menschen aus China kaum reisen - auch wegen der Isolationspflicht nach der Rückkehr. Die soll künftig wegfallen, das Interesse an Buchungen ist entsprechend groß. Airlines loten aus, ob sie ihr Angebot ausweiten.

Im Zuge des geplanten Endes der Corona-Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Ausland ist das Interesse in China an Flugverbindungen stark angestiegen. Im Internet nahmen die Suchanfragen nach Flügen ins Ausland deutlich zu, wie chinesische Staatsmedien berichteten.

Die Plattform Tongcheng verzeichnete Staatsmedien zufolge einen Anstieg der Suchanfragen nach Flugreisen um 850 Prozent. Beim Konkurrenten Trip.com verzehnfachten sich die Suchanfragen den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr innerhalb von einer halben Stunde nach der Ankündigung. Auf besonderes Interesse stießen demnach Reisen nach Macau, Hongkong, Japan, Thailand und Südkorea.

Visa für Ausländer bleiben ausgesetzt

Nach Angaben der chinesischen Behörden genügt für Chinesen bei der Einreise ab dem 8. Januar ein negativer Corona-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Die bislang geltende Isolationspflicht fällt dann weg.

Visa für Touristinnen und Touristen sowie Studierende aus dem Ausland bleiben zurzeit weitgehend ausgesetzt. Allerdings kündigte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin, an, dass Peking seine Visa-Politik "weiterhin wissenschaftlich und dynamisch in Übereinstimmung mit der epidemischen Lage anpassen" werde.

"Der Frühling kommt"

Bevor die Virus-Pandemie den globalen Reiseverkehr weitgehend lahmgelegt hatte, war China der größte sogenannte Ausreisemarkt im Tourismus weltweit. Menschen aus China gaben 2019 im Ausland 127,5 Milliarden Dollar für Reisen aus.

Ob die Erleichterungen nun tatsächlich rasch zu einem neuen Reise-Boom führen werden, ist unklar, sie stießen in China aber auf Begeisterung. "Es ist vorbei. Der Frühling kommt", schrieb der Nachrichtenagentur AFP zufolge ein Nutzer des Onlinedienstes Weibo, der zahlreiche positive Reaktionen erhielt. "Ich bereite meine Reise ins Ausland vor!", schrieb ein anderer. Die Aktienmärkte in Asien und Europa reagierten ebenfalls positiv.

Einzelne neue Angebote bereits in Planung

Die Öffnungen und neuen Perspektiven rufen auch Airlines und Reisekonzerne auf den Plan. Sie loten aus, ob und wie stark sie ihr China-Geschäft ausweiten. Die Lufthansa begrüßte die Entscheidung der chinesischen Behörden zur Lockerung der Einreisebeschränkungen. Dies werde dazu beitragen, dass sich der internationale Luftverkehr erhole, sagte eine Konzernsprecherin. Die Lufthansa-Gruppe prüfe nun, in welchem Umfang oder Zeitraum sie ihren Flugplan von und nach Festland-China anpassen könne.

Die Lufthansa fliegt derzeit ab Frankfurt viermal pro Woche nach Peking und Shanghai. Die Tochter Austrian hatte bereits vor der Lockerung bekanntgegeben, ab dem 13. Januar zwei- statt bislang einmal in der Woche von Wien nach Shanghai zu fliegen.

Beim Reisekonzern TUI hieß es, auf das gegenwärtig beschränkte Angebot an Flügen nach China sollten sich die angekündigten Reiseerleichterungen positiv auswirken. "Dadurch werden Städte- und Studienreisen für Urlauber interessanter und preislich attraktiver", sagte ein TUI-Sprecher. Für das erste Quartal 2023 habe die "Mein-Schiff"-Flotte von TUI Cruises bereits wieder mit Hongkong geplant - "hier sollte ein positives Umfeld förderlich sein".

Radikale Kehrtwende in der Corona-Politik

Die chinesische Regierung war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von ihrer strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seither breitet sich das Coronavirus in China rasant aus. Offiziell unbestätigten internen Schätzungen zufolge haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Krankenhäuser sind überfüllt und viele Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern. Hochrechnungen von Experten zufolge muss mit Hunderttausenden von Toten gerechnet werden.

Japan verstärkt angesichts der Corona-Welle in China seine Grenzkontrollen für Reisende aus der Volksrepublik. Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, alle Besucher aus China müssten ab Freitag bei der Einreise einen Corona-Test vorlegen. Bisher wird der Antigentest nur durchgeführt, wenn bei der einreisenden Person ein Verdacht auf eine Infektion besteht.

Fällt der Corona-Test positiv aus, werden Einreisende in Japan in speziellen Unterkünften sieben Tage lang unter Quarantäne gestellt. Kishida sagte, ein Mangel an Informationen und Transparenz zur Infektionslage in China mache es schwer, Sicherheitsmaßnahmen zu beschließen. Es bestünden große Diskrepanzen zwischen den Informationen der zentralen und der lokalen Behörden in China sowie zwischen der Regierung und privaten Organisationen, sagte er. "Die Besorgnis in Japan wächst", sagte Kishida.