
Randale bei Ultra-Rechten-Demo Kritik an Trumps "Gewalt auf vielen Seiten"
Stand: 13.08.2017 10:21 Uhr
Nach dem Aufmarsch von Rechtsextremisten in der US-Stadt Charlottesville steht Präsident Trump in der Kritik - auch in den eigenen Reihen. Denn er verurteilte zwar die Gewalt - nach Einschätzung vieler allerdings zu spät und nur halbherzig.
Von Martin Ganslmeier, ARD-Studio Washington
Die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump nach den Krawallen in Charlottesville haben für Empörung gesorgt: Seine Reaktion wurde als zu spät und zu halbherzig kritisiert. "Wir verurteilen aufs Schärfste diese ungeheuerliche Zurschaustellung von Hass, Vorurteilen und Gewalt auf vielen Seiten", so Trump.
"Wir müssen das Böse beim Namen nennen"
Anschließend hagelte es Kritik nicht nur von Demokraten, sondern auch von republikanischen Politikern. Statt allgemein die Gewalt "auf vielen Seiten" zu kritisieren, hätte sich der Präsident eindeutig von rechtsextremer und rassistischer Gewalt distanzieren müssen, meinte der republikanische Senator Cory Gardner: "Mr. President, wir müssen das Böse beim Namen nennen", twitterte Gardner, "das war inländischer Terrorismus".
Tote und Verletzte nach Aufmarsch von Rechtsextremen
tagesschau 15:10 Uhr, 13.08.2017, Jan Philipp Burgard, ARD Washington
Auch der republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, forderte, jeder führende Politiker müsse deutlich gegen Rassisten und weiße Nationalisten Stellung beziehen. Schon nach seinem Wahlsieg hatte Trump lange gezögert, bis er sich von rechtsextremen Wählern abgrenzte.
Die Demonstration in Charlottesville war der größte Aufmarsch von Rechtsextremisten, Neonazis, weißen Rassisten und Mitgliedern des Ku-Klux-Klans in den USA seit einem Jahrzehnt. Schon am Freitagabend hatten sich mehrere Hundert von ihnen in der Universitätsstadt Charlottesville zu einem Fackelzug versammelt.
Unter dem Motto "Vereinigt die Rechte" wollten mehrere Tausend das ganze Wochenende über für die Rechte weißer US-Bürger demonstrieren. Außerdem richtete sich ihr Protest gegen die von der Stadt beschlossene Entfernung einer Statue des Südstaaten-Generals Robert E. Lee.
Hunderte prügelten mit Stöcken aufeinander ein
Mit dabei war einer der berüchtigsten Rassisten in den USA, der frühere Ku-Klux-Klan-Anführer David Duke. "Wir erfüllen die Versprechen von Donald Trump", so der Ultra-Rechte. "Deshalb haben wir ihn gewählt, weil er uns unser Land zurückgeben will. Das müssen wir tun."
Trotz eines großen Aufgebots an Polizisten kam es bereits am Samstagmittag zu Straßenschlachten zwischen Rechtsextremisten und Gegendemonstranten. Hunderte Menschen prügelten mit Stöcken aufeinander ein und bewarfen sich mit Wasserflaschen. Der Gouverneur von Virginia rief den Ausnahmezustand aus, um zusätzliche Sicherheitskräfte anzufordern.
Auto rast gezielt in Gegendemonstration
Dann raste plötzlich ein Auto mit dunkel getönten Scheiben in eine Menge friedlicher Demonstranten, die Plakate gegen Rechtsextremismus und Rassismus trugen. "Es war eine sehr enge Straße", schilderte Augenzeuge Brennan Gilmore später im Sender NBC. "Erst fuhr er langsamer und dann ist er mit Vollgas in die Gruppe hineingerast." Mehrere Menschen wurden in die Luft geschleudert.
Der Autofahrer versuchte zu flüchten, wurde aber wenig später von der Polizei gefasst. Es soll sich um einen 20-jährigen Mann aus Ohio handeln. Gegen ihn wird wegen Mordes ermittelt. Für eine 32-jährige Frau kam jede Hilfe zu spät. Sie starb noch am Tatort. Dutzende Verletzte, darunter neun Schwerverletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
"Ihr seid alles andere als Patrioten!"
Stunden später, als die Krawalle unter Kontrolle waren, verunglückte auch noch ein Polizeihubschrauber, der den ganzen Tag über Charlottesville geflogen war. Dabei kamen beide Insassen ums Leben.
Am Abend appellierte der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, an die Rechtsextremisten:
"Ich habe eine Botschaft an alle weißen Rassisten und die Nazis, die heute nach Charlottesville kamen: Geht nach Hause! Ihr tut so, als seid ihr Patrioten. Aber ihr seid alles andere als Patrioten!"