Gipfel der BRICS-Staaten Putins neue Freunde

Stand: 08.07.2015 18:10 Uhr

Die sieben Industrienationen G7 haben Russlands Präsident Putin wegen seiner Ukraine-Politik ausgeschlossen, jetzt sucht er neue Verbündete: Auf Putins Einladung versammeln sich fünf aufstrebende Schwellenländer - die BRICS-Staaten - zum zweitägigen Gipfel.

Von Hermann Krause, ARD-Hörfunkstudio Moskau

Es ist der Versuch, die Weltordnung ein wenig umzuschreiben und dem Westen zu zeigen, dass es auch ohne ihn geht. Nach Ufa, 1300 Kilometer von Moskau entfernt, hat Russlands Präsident Wladimir Putin die BRICS-Staaten geladen. BRICS, das steht für Brasilien, Russland, China, Indien und Südafrika. Unter Russlands Führung werde ein "historisches Kapitel" auf dem Gipfel aufgeschlagen, das Treffen sei eine Alternative zu G 7 heißt es.

Die BRICS-Staaten stellen 43 Prozent der Weltbevölkerung und je nach Erhebung bis zu 30 Prozent des Bruttoweltproduktes. Auf jeden Fall haben die Fünf ausreichend Geld, meint Putin. "Die Bildung einer gemeinsamen Entwicklungsbank mit eigenen Währungsreserven, wie im vergangenen Jahr vereinbart, ist abgeschlossen. Es geht dabei um die beeindruckende Summe von 200 Milliarden US-Dollar." Davon sollen 100 Milliarden als Währungsreserven eingezahlt werden, weitere 100 Milliarden sollen zur Kreditvergabe zur Verfügung stehen. Mit dem Geld könne man Krisen entgegenwirken und sich gegenseitig Kredite gewähren.

Indien hinkt etwas hinterher

Mit 41 Milliarden Dollar zahlt China den Hauptanteil in die Währungsreserven ein, gefolgt von Moskau mit 18 Milliarden. Brasilien und Indien beteiligen sich in der gleichen Höhe, Südafrika steuert fünf Milliarden Dollar bei. Dies ist auch das Hauptproblem: Die BRICS-Staaten liegen nicht nur geographisch weit auseinander, sondern auch in der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften. Dennoch sieht der russische Außenminister Sergej Lawrow große Chancen im Zusammenspiel der Länder. "BRICS hat nicht nur eine wirtschaftliche Agenda, sondern ist zu  einem entscheidenden Faktor in der Weltpolitik geworden und auch in der Weltwirtschaft."

Doch Russland steckt in einer Rezession, Chinas Motor stottert, Indien und Brasilien haben große soziale Probleme. Die vom Westen verhängten Sanktionen aber zwingen Putin, andere Partner zu suchen. Der Kreml-Chef greift nach jeder Möglichkeit, die sich bietet. "Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit in vielen Bereichen verstärkt wird: in der Landwirtschaft, in der Technologie, bei der Förderung der Bodenschätze, bei der IT-Sicherheit. Es geht um den Erfahrungsaustausch in sozialen Fragen, im Gesundheit- und Bildungswesen."

Werbung um Griechenland

Möglicherweise geht es auf dem Gipfel aber auch um Griechenland. Aus Russland kam vergangene Woche das Angebot an Tsipras, Mitglied der neu gegründeten Entwicklungsbank zu werden. Beitreten könne Griechenland mit einem relativ kleinen Betrag und dann sofort Kredite für Entwicklungsprojekte beantragen. Der Wirtschaftsminister hat dies dann wieder dementiert. Ausgeschlossen aber ist nichts, entscheidend ist immer das Wort des Präsidenten. So hatte Putin in einem Telefongespräch Tsipras Unterstützung für das griechische Volk zugesagt, Russland werde die orthodoxen Freunde nicht im Stich lassen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. Juli 2015 um 15:15 Uhr.