
Bolivien Polizei nimmt Oppositionsführer fest
Der bolivianische Oppositionsführer Camacho ist von der Polizei festgenommen worden. Ihm wird eine Beteiligung an einem mutmaßlichen Staatsstreich vorgeworfen. Das Büro Camachos und andere Oppositionspolitiker des Landes sprachen von einer "Entführung".
Die Polizei in Bolivien hat den wichtigsten Oppositionsführer festgenommen. Luis Fernando Camacho ist zugleich Gouverneur der Region Santa Cruz.
Dem Rechtspolitiker wird vorgeworfen, 2019 eine wichtige Rolle bei den Protesten gegen den damaligen Staatschef Evo Morales gespielt zu haben. Morales musste schließlich zurücktreten, die aktuelle Linksregierung wertet die damaligen Proteste als Staatsstreich. Nach der Nachricht von Camachos Festnahme kam es umgehend zu neuen sozialen Unruhen. Anhänger Camachos blockierten Straßen und stürmten einen Flughafen.
Der Regierungsminister Carlos Eduardo del Castillo erklärte in einem Social-Media-Beitrag: "Wir informieren das bolivianische Volk, dass die Polizei einen Haftbefehl gegen Herrn Luis Fernando Camacho vollstreckt hat."
Camachos Büro spricht von "Entführung"
Kurz nach der Festnahme teilte das Gouverneursbüro in Santa Cruz mit, Camacho sei bei einem "absolut irregulären Polizeieinsatz entführt und an einen unbekannten Ort gebracht" worden. Demnach wurde er in der Nähe seines Zuhauses in Gewahrsam genommen.
Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken zeigten Camacho mit Handschellen am Straßenrand an der Seite von bewaffneten Polizisten. Martín Camacho, der Anwalt des Gouverneurs, sagte der lokalen Zeitung "El Deber", sein Mandant sei in die Hauptstadt La Paz gebracht worden, um Fragen zu gegen ihn eröffneten Verfahren zu beantworten.
Putschvorwurf gegen Camacho
Mehrere Oppositionsvertreter kritisierten die Festnahme. Der frühere Präsident Carlos Mesa sprach von einer "gewaltsamen und illegalen Entführung". Die Generalstaatsanwaltschaft bestritt einen politischen Hintergrund. Die Festnahme sei im Zusammenhang mit einem Verfahren erfolgt, das bereits 2020 mit dem Wissen des Gouverneurs eröffnet wurde.
Die Regierung wirft Camacho einen Putsch im Jahr 2019 vor, die Opposition spricht lediglich von Protesten, die zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Evo Morales führten.
Nach dem Rücktritt und der Flucht ins Ausland von Ex-Präsident Morales war Camacho 2020 als Präsidentschaftskandidat angetreten. Zuletzt führte er einen Generalstreik in seinem Departement an, um eine vorgezogene Volkszählung zu erzwingen. Davon erhofft sich die Regierung von Santa Cruz mehr Steuermittel und mehr Abgeordnetensitze im Parlament.