
Proteste gegen Scharia-Einführung in Brunei Hollywood boykottiert Hotel des Sultans
Brunei hat die Scharia eingeführt. Viele im Westen hätten das vermutlich nicht registriert, wäre da nicht Hollywood. Eines der bekanntesten Hotels dort gehört dem Sultan von Brunei - und wird nun von prominenten Gästen boykottiert.
Prominente Gäste ist das Beverly Hills Hotel gewohnt: Von Marilyn Monroe bis Robert de Niro, die Großen Hollywoods waren wohl alle schon mal hier. Doch diesmal wartete die Menge vor den Toren des Hotels nicht darauf, den Blick auf einen berühmten Start zu erhaschen.
Harte Strafen - bis hin zur Steinigung
"Wir sind hier, um gegen den Sultan von Brunei zu protestieren", ruft Kathy Spillar von der Fauenrechtsgruppe Feminist Majority Foundation. Denn das Hotel gehört einer staatlichen Investmentgruppe des Sultanats in Südostasien. Und dort wurde in der vorigen Woche damit begonnen, das Scharia-Strafrecht einzuführen. Es sieht harte Strafen zum Beispiel für homosexuelle Handlungen oder für Ehebruch vor - bis hin zum Auspeitschen oder zur Steinigung.

Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres ist eine der Prominenten, die das Hotel boykottieren.
Die islamische Rechts- und Lebensordnung Scharia beruht auf dem Koran und Überlieferungen über die Lebenspraxis des Propheten Mohammed. Dadurch ist sie kein eindeutiges festgeschriebenes Werk, sondern es gelten vielmehr unterschiedliche Auslegungen, die auf verschiedene sunnitische und schiitische Rechtsschulen zurückzuführen sind.
In Brunei galt die Scharia bislang nur im Familienrecht, etwa bei Eheschließungen. Sie soll nun in drei Phasen als umfassende Rechtsordnung eingeführt werden. Zunächst sollen allgemeine Vergehen - wie das Fehlen beim Freitagsgebet - mit Haft oder Geldbußen belegt werden. In der zweiten Phase sollen körperliche Strafen wie Auspeitschen oder das Amputieren von Gliedmaßen für Vergehen wie Diebstahl hinzu kommen. Die dritte Phase sieht auch die Todesstrafe durch Steinigung vor - etwa bei Ehebruch oder homosexuellen Handlungen.
Jay Leno hat bereits abgesagt
Ziel des Protest sei der Sultan selbst, sagt Lorri Jean vom L.A. Gay and Lesbian Center. "Die Politik des Sultans, das Morden und Foltern von Schwulen, Lesben und Frauen insgesamt, habe keinen Platz in einer zivilisierten Gesellschaft", sagt sie.
Das prominenteste Gesicht unter den Demonstranten: Jay Leno, der gerade als Moderator der "Tonight Show" im US-Fernsehen abgetreten ist. Ob dies das Jahr 1814 sei, fragte Leno ironisch. Seine Hoffnung sei, "dass die Proteste für Aufmerksamkeit sorgen und die Leute dazu bewegen, ihre 'Events' nicht im Hotel abzuhalten". Er und seine Frau haben ihre Teilnahme an einer Veranstaltung dort bereits abgesagt.

Protest mit Prominenz: Jay Leno und mehrere Demonstranten vor dem Gelände des Hotels.
Auch Ellen DeGeneres, die in diesem Jahr die Oscar-Verleihung moderiert hat, unterstützt den Protest. Und Milliardär Richard Branson hat auf Twitter verkündet, die Mitarbeiter seiner Firmengruppe Virgin wüden nicht mehr in Hotels der Dorchester-Gruppe übernachten, bis der Sultan die Menschenrechte einhalte.
Die Investmentgruppe hat "absolut keine Meinung" zur Scharia
Christopher Cowdray, der Chef der Dorchester-Investmentgruppe, der das Hotel gehört, war eigens aus London angereist und versuchte zu beschwichtigen. Das Beverly Hills Hotel habe absolut nichts falsch gemacht, sagte er. Die Demonstranten schädigten nur ein lokales Unternehmen.
Von einem Reporter des US-Senders CBS wurde Cowdray gefragt, ob die Investmentgruppe eine Meinung zum Thema Scharia habe. Die Antwort: Nein, er habe "absolut keine Meinung dazu". Ob er nicht glaube, dass die Gesetze falsch seien, hakte der Reporter nach. Er sei nicht bereit, das zu kommentieren, sagte Cowdrey.

Demo gegen Strafen wie Auspeitschen und Steinigung. Manager Cowdray will all das nicht nicht kommentieren.
Die Demonstranten gaben sich damit nicht zufrieden. Und ihr Protest zeigt Wirkung: Neun geplante Veranstaltungen im Beverly Hills Hotel wurden bereits abgesagt - unter anderem eine große Party am Vorabend der nächsten Oscar-Verleihung.