
Wahlkampf in Belarus Tausende bei Oppositionskundgebung
Stand: 19.07.2020 21:57 Uhr
Bei der anstehenden Wahl in Belarus will sie den autoritären Amtsinhaber Lukaschenko herausfordern: Für die Präsidentschaftskandidatin Tichanowskaja kamen Tausende nach Minsk - zur größten Oppositionskundgebung seit Langem.
Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in Belarus sind bei Wahlkampfauftritten der Opposition Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Bis zu 7000 Menschen sollen sich an einem zentralen Park in der Hauptstadt Minsk versammelt haben, teilte die Menschenrechtsorganisation Wosnja lokalen Medien zufolge mit.
Opposition bündelt Kräfte
Es war die erste derartige Aktion der Oppositionellen Swetlana Tichanowskaja, die am 9. August den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko herausfordern will. Auf die 37-jährige Ehefrau des prominenten inhaftierten Bloggers Sergej Tichanowski richten sich die Hoffnungen der Lukaschenko-Gegner.

Die Babariko-Vertreterin Kolesnikowa, die Kandidatin Tichanowskaja und die Ehefrau des nicht zugelassenen Kandidaten Zepkalo, Veronika Zepkalo, traten bei der Demonstration gemeinsam auf. Bild: dpa
Sie sagte, ihr wichtigstes Wahlkampfthema sei die Forderung nach Freilassung aller politischen Gefangenen. Ihr Mann war im Mai unter der Beschuldigung inhaftiert worden, einen Polizisten tätlich angegriffen zu haben. Er wies das als Provokation zurück.
Wichtige Gegenkandidaten ausgeschaltet
Lukaschenko, der als "letzter Diktator" Europas gilt, will sich für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Er regiert die Ex-Sowjetrepublik seit mehr als 25 Jahren mit harter Hand. Im Vorfeld der Wahl verweigerte die Wahlkommission dem populären Viktor Babariko die Kandidatur. Der frühere Bankchef sitzt wegen angeblicher Wirtschaftsstraftaten in Untersuchungshaft. Auch der ehemalige Diplomat Waleri Zepkalo wurde nicht zugelassen.
Neben Tichanowskaja wurden nur drei weitere Politiker und Lukaschenko als Kandidaten registriert. Um ihre Chancen bei der Wahl zu verbessern, schloss sich die politisch unerfahrene Tichanowskaja mit den Wahlstäben von Babariko und Zepkalo zusammen. "Die beiden wurden aus Furcht ausgeschlossen, weil sie eine Bedrohung für die Macht sein könnten", sagte Tichanowskaja bei der Veranstaltung. "Das Volk hat es aber satt, in Demütigung und Angst zu leben."
Die Menschen skandierten "Freiheit für Belarus" und schwenkten Landesfahnen. Nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wjasna wurden seit Mai in Belarus mehr als 1000 Menschen festgenommen, die an Demonstrationen teilgenommen hatten. Die EU-Kommission kritisiert das Vorgehen scharf und forderte die Freilassung der Festgenommenen.