Ein Feuer beleuchtet eine kleine Straße in Ramallah - ein Mann wirft etwas

Westjordanland Verletzte bei Zusammenstößen in Ramallah

Stand: 08.06.2023 10:17 Uhr

Bei Zusammenstößen zwischen der israelischen Armee und Palästinensern im Westjordanland sind drei Menschen verletzt worden. Die Armee zerstörte die Wohnung eines palästinensischen Attentäters.

Die Zerstörung der Wohnung eines palästinensischen Attentäters durch Israels Armee hat Gewalt zwischen den Soldaten und Palästinensern in Ramallah ausgelöst. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden in der Nacht drei Menschen durch Schüsse verletzt. Ein Fotojournalist habe eine Schussverletzung am Kopf erlitten, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Die israelische Armee teilte mit, Sicherheitskräfte hätten die Wohnung eines inhaftierten Attentäters zerstört. Er sei für Bombenanschläge in Jerusalem verantwortlich, bei denen im November zwei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden seien. Während des Einsatzes habe es Unruhen gegeben. Bei Zusammenstößen mit Einwohnern der Stadt im Westjordanland hätten die Soldaten auch scharfe Munition eingesetzt. Die Wohnung befindet sich im ersten Stock eines vierstöckigen Gebäudes. Ein Antrag gegen die Zerstörung war vom Höchsten Gericht in Jerusalem abgewiesen worden.

Ein Augenzeuge berichtete, die Auseinandersetzungen hätten begonnen, als ein israelischer Militärkonvoi in der Innenstadt von Ramallah eingetroffen sei. Daraufhin hätten sich Hunderte von Palästinensern in der Gegend versammelt und mit brennenden Mülltonnen Straßenblockaden errichtet. Einige palästinensische Jugendliche bewarfen demnach die israelischen Streitkräfte mit Steinen, die daraufhin mit scharfen Geschossen, Blendgranaten und Tränengas in die Menge zielten.

Bestrafungs- und Abschreckungsmaßnahme

Israel setzt Häuserzerstörungen als Bestrafungs- und Abschreckungsmaßnahme ein. Von Menschenrechtsorganisationen wird diese Kollektivstrafe als Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht eingestuft.

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem extrem angespannt. Immer wieder kommt es im Westjordanland zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und dem israelischen Militär. Die Armee führt dort seit einer Anschlagsserie auf Israelis, die vor mehr als einem Jahr begann, vermehrt Razzien durch.

Seit Beginn des Jahres wurden 119 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 18 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen ums Leben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Juni 2023 um 11:12 Uhr.