
Vereinigte Arabische Emirate Das Schlupfloch russischer Oligarchen
Immer mehr russische Oligarchen schaffen ihr Vermögen in die Vereinigten Arabischen Emirate - und umgehen so die internationalen Sanktionen gegen Moskau. Dubai lockt mit unbürokratischen Verfahren - und wenig Fragen.
Ein Treffen in Moskau vor wenigen Tagen, in der Ukraine wird gerade Mariupol bombardiert. An einem großen Tisch sitzen sich zwei Männer gegenüber: der russische Außenminister Sergej Lawrow und Abudullah al Nahyan, sein Amtskollege aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Lawrow sagt, man wolle über die Lage in der Ukraine sprechen und darüber, wie Russland die Probleme lösen werde, die sich dort über Jahre angehäuft hätten. Sein arabischer Gast hört zu und nickt. Lawrow sagt weiter: "Wir begrüßen die ausgewogene, objektive Haltung, die die Vereinigten Arabischen Emirate kürzlich eingenommen haben."
Der altgediente russische Chefdiplomat bedankt sich dafür, dass die Vereinigten Arabischen Emirate als nichtständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat Putins Angriffskrieg nicht verurteilten, sondern sich der Stimme enthielten. Damit nicht genug der russisch-arabischen Partnerschaft: Dubai verweigert sich auch den internationalen Sanktionen und ist im Schatten des Ukraine-Krieges so etwas wie ein "Save Haven" für das Vermögen russischer Oligarchen geworden.
Oligarchen verlegen Milliarden nach Dubai
Stahl-, Öl-, Baumagnaten, ehemalige Duma-Abgeordnete oder frühere Provinzgouverneure verlegen derzeit hohe Vermögenswerte in die Emirate. Während amerikanische und europäische Finanzbehörden versuchen, die Auslandskonten russischer Oligarchen zu sperren, ihre Jachten und Privatjets zu konfiszieren, haben nach Informationen der Zeitung "New York Times" bislang mindestens 38 russische Milliardäre ihr Vermögen in den Emiraten geparkt.
So auch Andrey Skoch, ein ehemaliger Duma-Abgeordneter, heute im Stahlgeschäft tätig, mit einem geschätzten Vermögen von rund sieben Milliarden Dollar. Ihm und zwei weiteren Oligarchen soll es gelungen sein, ihre Luxusjachten im Hafen von Dubai vor Anker zu legen. Auch der Privatjet des Putin-Vertrauten Arkady Rotenberg ist angeblich in Dubai gelandet und damit sicher vor westlichem Zugriff.
80 Milliarden Dollar beschlagnahmt
Rette sein Vermögen, wer kann, scheint die Parole russischer Oligarchen zu sein, nachdem Frankreich bislang Vermögenswerte in Höhe von 800 Millionen Euro eingefroren hat. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP hat Italien Jachten und Villen im Wert von 156 Millionen Euro beschlagnahmt. Aufgrund der Sanktionen sind Russlands Geldelite inzwischen mindestens 80 Milliarden Dollar abhanden gekommen.
In den Vereinigten Arabischen Emiraten hingegen werden reiche Russen mit offenen Armen empfangen. Schon in den vergangenen Jahren haben 40.000 russische Staatsbürger ihren - meist nur scheinbaren - Wohnsitz nach Dubai verlegt, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Nun kommen offenbar schwerreiche Neuzugänge hinzu. Angeblich ist die Nachfrage nach Villen seit Ausbruch die Ukraine-Krieges gewaltig gestiegen. Durchschnittliche Monatsmiete für ein Luxusappartement: 15.000 Dollar. Dubai confidential.
Länder umgehen Sanktionen mit Dubais Hilfe
In den vergangenen Jahren haben Staaten wie der Iran, Nordkorea, Syrien und Venezuela Dubai als eine Art Finanz-Hub genutzt, um Sanktionen ausmanövrieren zu können. Die genaue Herkunft von Geldern wird in den Emiraten nicht hinterfragt, Residenzen bei hohem Vermögen unbürokratisch vergeben.
Die in Paris ansässige "Financial Action Task Force" - das wichtigste internationale Gremium zur Bekämpfung von Geldwäsche - hat Anfang März die Vereinigten Arabischen Emirate auf ihre Beobachtungsliste gesetzt. Offenbar gibt es gute Gründe dafür.