Blick auf zerstörte Gebäude in Düzce (Türkei).

Katastrophe im Nordwesten Über 70 Verletzte bei Erdbeben in der Türkei

Stand: 23.11.2022 13:21 Uhr

Der Nordwesten der Türkei ist von einem Erdbeben erschüttert worden. Mindestens 72 Menschen wurden dabei laut einem Medienbericht verletzt. In der betroffenen Provinzhauptstadt Düzce herrschte Panik.

Ein Erdbeben der Stärke 5,9 hat in der Nacht den Nordwesten der Türkei erschüttert. Die Zahl der Verletzten stieg auf mindestens 72, wie der staatliche Nachrichtensender TRT berichtete. Ein Mensch sei zudem schwer verletzt, berichtete der Sender CNN Türk. Er soll aus Panik aus dem Fenster gesprungen sein und sich dabei verletzt haben.

Das Epizentrum des Bebens lag in der Schwarzmeerprovinz Düzce, wie der Katastrophenschutzbehörde Afad mitteite. Selbst in der etwa 200 Kilometer entfernten 16-Millionen-Metropole Istanbul und der türkischen Hauptstadt Ankara waren die Erdstöße gegen 4 Uhr Ortszeit zu spüren. Die US-Erdbebenwarte USGS meldete sogar eine Stärke von 6,1. Laut Afad gab es mehr als 100 Nachbeben.

Die Karte zeigt das Erdbeben in der Nacht vom 23.11.22 in der Türkei.

Bürgermeister in Düzce berichtet von Panik

Menschen übernachteten in Decken gehüllt auf öffentlichen Plätzen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Der Bürgermeister der gleichnamigen Provinzhauptstadt Düzce, Faruk Özlü, berichtete im Sender CNN Türk von Panik unter Bewohnern. Der Katastrophenschutz teilte mit, die Stromversorgung in der Region zu Kontrollzwecken unterbrochen zu haben. Die Behörde rief alle Menschen auf, Ruhe zu bewahren.

Die Geographieprofessorin Fadime Sertcelik hält es nicht für sehr wahrscheinlich, dass durch die aktuellen Erschütterungen weitere Beben ausgelöst werden. Das sagte die Wissenschaftlerin ebenfalls bei CNN Türk.

Menschen sitzen nach einem Erdbeben in Düzce (Türkei) auf der Straße.

Menschen sitzen nach einem Erdbeben in Düzce (Türkei) auf der Straße.

Großteil der Bevölkerung in ständiger Erdbebengefahr

Nur wenige Länder sind häufiger von schweren Erdbeben betroffen als die Türkei, denn dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre waren im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Im November 1999 waren bei einem Beben der Stärke 6,3 in der Region Düzce etwa 900 Menschen gestorben. Im September desselben Jahres wurde die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben.

Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. November 2022 um 09:00 Uhr in den Nachrichten.