
Türkisches Berufungsgericht Journalist Altan aus Haft entlassen
Ein türkisches Berufungsgericht hat die Freilassung des prominenten Journalisten Altan angeordnet. Die Verurteilung zu zehneinhalbjähriger Haft sei ungültig. Altan war die Unterstützung des Putschversuchs von 2016 vorgeworfen worden.
Nach jahrelanger Haft hat ein türkisches Berufungsgericht die Freilassung des Journalisten Ahmet Altan angeordnet. Das Gericht habe das zuvor wegen Terrorunterstützung gefällte Urteil gegen Altan und die Journalistin Nazli Ilicak aufgehoben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Das Gericht habe die Aufhebung der Haft unter anderem mit Verweis auf die bereits abgesessen Haftzeit begründet. Ilicak war bereits 2019 freigelassen worden.
Erst am Dienstag hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei wegen der Inhaftierung Altans im Zuge des Putschversuchs im Juli 2016 verurteilt. Die Inhaftierung stelle unter anderem einen Verstoß gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung, Freiheit und Sicherheit dar, urteilte das Gericht mit Sitz in Straßburg. Die Richter argumentierten, es habe keine konkreten Beweise für die zur Last gelegten Straftaten gegeben. Die Türkei müsse eine Entschädigung zahlen.
Vorwurf: Unterstützung des Putsches gegen Erdogan
Altan, der als Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt, war kurz nach dem Putschversuch verhaftet worden. Er wurde im Februar 2018 wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt, die Strafe wurde dann aber auf zehneinhalb Jahre reduziert. Die Türkei macht die Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Umsturzversuch verantwortlich.
Altan war Chefredakteur der inzwischen eingestellten Zeitung "Taraf". Ilicak schrieb in der Vergangenheit für die regierungsnahe Zeitung "Sabah" und für die auch eingestellte Gülen-nahe Zeitung "Bugün".