
Afghanistan Wie die Taliban 9/11 instrumentalisieren
Es ist eine Machtdemonstration in Richtung Washington: Am 20. Jahrestag der Terroranschläge von New York haben die Taliban in Kabul wieder ihre Flagge am Präsidentenpalast gehisst.
20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September weht über dem Präsidentenpalast in Kabul wieder die weiße Flagge der Taliban. Die Islamisten malten ihr Banner mit einem Vers aus dem Koran auf weißem Hintergrund auch auf das Tor der US-Botschaft in Kabul - sie nutzten den Jahrestag zur Demütigung der USA. Diese waren in Folge der Ereignisse vor 20 Jahren in Afghanistan einmarschiert und hatten die Taliban als Machthaber gestürzt - denn sie hatten der Terrororganisation um Osama bin Laden, Al-Kaida, Unterschlupf gewährt.
Am Jahrestag erklärte ein Taliban-Kommandeur stolz, die Amerikaner hätten ihr Ziel nicht erreicht. Im übrigen hätten sie es damals gar nicht auf die afghanische Regierung abgesehen, behauptete er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, sondern auf die Nachbarn Afghanistans: die Großmächte in der Region China und Russland.
Sorgen bei Bevölkerung
Jetzt sei das ganze Land wieder unter der Kontrolle des Islamischen Emirates, bekräftigte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid. Auch das Pandschir-Tal, wo es zuletzt noch Kämpfe gegeben hatte. "Es gibt jetzt keinen Teil des Landes mehr, der nicht unter unserer Kontrolle ist. Die Rebellen im Pandschir-Tal, die noch Widerstand geleistet haben, sind jetzt weg. Jetzt herrscht überall in Afghanistan Frieden."
Ein großer Teil der Bevölkerung, vor allem viele Frauen, blicken jedoch mit Sorge in die Zukunft unter den neuen Machthabern. "Ich befürchte, dass sich die frühere Herrschaft der Taliban wiederholen wird und dass unsere Frauen schikaniert und diskriminiert werden", sagt ein Passant in Kabul. "Deshalb erwarte ich von den Taliban, dass sie die Rechte und die Selbstbestimmung der Frauen respektieren." Und ein anderer pflichtet ihm bei: "Die Situation in unserem Land ist jetzt ganz gut, jedenfalls nicht schlechter als vorher. Nur die Frauen kommen jetzt nicht mehr raus auf die Straße und einige Leute haben Angst vor der Zukunft - ich auch."
Frauen demonstrieren für Taliban
Unterdessen gab es in Kabul eine Demonstration von Frauen für die Taliban. Begleitet von bewaffneten Kämpfern zogen am Jahrestag der Anschläge von New York ein paar Dutzend komplett schwarz verschleierte Frauen über das Geländer der Universität von Kabul. Dabei bekundeten sie ihre Unterstützung für das Islamische Emirat. "Tod den USA" stand auf einigen Plakaten.

Einige Frauen - zumeist komplett in eine Burka gehüllt - demonstrierten für die Taliban. Bild: EPA