Eine fast leere Straße ist während des "stillen Streiks" in Mandalay, Myanmar zu sehen.

Protest gegen Militärjunta Laute Stille in Myanmar

Stand: 10.12.2021 14:13 Uhr

Geschlossene Geschäfte, leere Straßen: Ein "stiller Streik" hat weite Teile Myanmars lahm gelegt. Damit protestiert die Bevölkerung gegen die Härte der Militärjunta. Zuletzt häuften sich Meldungen über Menschenrechtsverletzungen.

Aus Protest gegen die Militärjunta sind in Myanmar zahlreiche Menschen in einen "stillen Streik" getreten. Die meisten Geschäfte blieben am Freitag geschlossen, die Straßen auch in der größten Stadt Yangon waren größtenteils leer. Die meisten Menschen blieben den ganzen Tag in ihren Häusern, berichteten lokale Medien. Der "stille Streik" fällt auf den internationalen Tag der Menschenrechte.

"Wir müssen der Welt die Botschaft senden, dass es in Myanmar zu schlimmsten Menschenrechtsverletzungen kommt", sagte die Aktivistin Khin Sandar. "Stille ist der lauteste Schrei. Wir wollen unsere Rechte zurückhaben." Die "Bewegung für zivilen Ungehorsam" (CDM) erklärte als eine der Initiatoren des Streiks auf Twitter: "Fähig zu sein, das ganze Land zum Stillstand zu bringen, ist die reale Machtdemonstration. Wir, das Volk, haben die Macht."

Der "stille Streik" sei deswegen besonders schwierig, "weil er nicht ohne die massive Kooperation und die massive Einbeziehung des Volkes möglich wäre", so CDM weiter. Die lokalen Militärverwaltungen hätten erfolglos versucht, Geschäfte, die sich an dem Streik beteiligten, zur Öffnung zu zwingen.

Mehr als 1300 Tote

Myanmar versinkt seit einem Putsch am 1. Februar in Chaos und Gewalt. Generäle entmachteten die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi und regieren seither mit eiserner Faust. Jeder Widerstand wird mit brutaler Härte unterdrückt. Massendemonstrationen wie in den Wochen nach dem Umsturz gibt es kaum noch. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden rund 1300 Menschen getötet. Mehr als 10.000 wurden festgenommen.

UN kritisiert Menschenrechtsverletzungen

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf zeigte sich zuletzt alarmiert über die jüngste Gewalteskalation vonseiten des Militärs. "Sicherheitskräfte haben elf Personen getötet und verbrannt, darunter fünf Minderjährige, und sind mit Fahrzeugen in Demonstranten gefahren, die ihr Grundrecht auf friedliche Versammlung ausübten", sagte der Sprecher des Büros in Genf.

Der Vorfall passierte demnach am 7. Dezember. Milizkämpfer sollen eine Armeeeinheit in der Region Sagaing angegriffen haben. Die Sicherheitskräfte hätten deshalb das Dorf Done Taw angegriffen. Dorfbewohner hätten die Leichen der elf Opfer - das jüngste war 14 Jahre alt - später verbrannt gefunden.

Die in London ansässige Organisation "Myanmar Accountability Project" (MAP) forderte am ein Gerichtsverfahren gegen Machthaber Min Aung Hlaing. Man habe dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Beweise dafür zukommen lassen, dass der Juntachef für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich sei. Der weit verbreitete und systematische Gebrauch von Folter sei Teil der gewalttätigen Niederschlagung der Protestbewegung, erklärte MAP.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 10. Dezember 2021 um 11:45 Uhr.