
Ruinen aus der Bronzezeit Versunkene Stadt im Irak ausgegraben
Das Wasser hat sie freigegeben: Ruinen einer bronzezeitlichen Stadt im Nordirak, die sonst vom Mosul-Stausee überflutet sind. Kurdische und deutsche Archäologen haben sie untersucht und wertvolle Entdeckungen gemacht.
Archäologen haben im Irak eine 3400 Jahre alte Stadt freigelegt, bei der es sich um das alte Zachiku handeln könnte. Die Überreste liegen eigentlich im Mosul-Stausee, der den Tigris aufstaut. Doch wegen der extremen Trockenheit sei der Wasserstand so weit abgesunken, dass die Ruinen freigegeben wurden, teilte die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit. An den Ausgrabungen waren kurdische und deutsche Archäologen beteiligt.
Die Forscher fanden demnach eine ausgedehnte Stadtanlage mit Palast und mehreren Großbauten. Bei Zachiku habe es sich in der Bronzezeit um ein wichtiges Zentrum des Großreichs von Mittani gehandelt, das zwischen 1550 und 1350 vor Christus existierte.

Die Lehmziegel der bronzezeitlichen Gebäude sind vom Wasser des Stausees aufgeweicht, lassen sich aber noch gut erkennen und freilegen. Foto: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO
Besondere Gelegenheit durch Dürre
Wegen der Dürre sei seit Dezember viel Wasser aus dem wichtigsten Wasserreservoir des Irak abgelassen worden, um die Felder zu bewässern. Als die Ruinen wieder auftauchten, entschieden sich Archäologen der Kurdistan Archaeology Organization sowie der Universitäten Freiburg und Tübingen zu einer Rettungsgrabung. Nach dem Bau des Staudamms waren die Überreste der Stadt überflutet worden, bevor sie archäologisch untersucht werden konnten.
Bei den Grabungen im Januar und Februar konnten die Forscher innerhalb kurzer Zeit den Plan der Stadt weitgehend rekonstruieren. Neben einem Palast konnten sie auch massive Befestigungsanlagen aus Mauern und Türmen, ein mehrstöckiges Magazingebäude und einen industriellen Komplex freilegen.

Ausgrabung von Mauern eines großen Gebäudes in der antiken Stadt, das als Lagergebäude aus der Zeit des Mittani-Reiches interpretiert wird. Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO

Keramikgefäß mit Keilschrifttafeln, darunter eine Tafel, die noch in ihrer ursprünglichen Tonhülle steckt. Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO
Stadt abermals überflutet
Obwohl die Bauten aus ungebrannten Lehmziegeln bestehen und seit mehr als 40 Jahren unter Wasser lagen, seien sie gut erhalten. In Keramikgefässen fanden die Wissenschaftler zudem ein Archiv aus mehr als 100 Keilschrifttafeln, die um 1350 vor Christus geschrieben wurden. Damals ging die Stadt nach einem Erdbeben unter, erklärten die Forscher. Aus den Schriften erhoffen sie sich wertvolle Erkenntnisse über jene Zeit.
Die ausgegrabenen Gebäude seien schließlich mit Plastikfolie umhüllt und dann mit Kies bedeckt worden, um weitere Schäden durch das Wasser des Stausees zu vermeiden. Mittlerweile sei der Wasserstand wieder so hoch, dass der Fundort vollständig überflutet ist.

Nachdem das Forschungsteam seine Arbeit beendet hat, wird die Ausgrabung großflächig mit Plastikfolie abgedeckt, um sie vor dem steigenden Wasser des Mosul-Stausees zu schützen. Bild: Universitäten Freiburg und Tübingen, KAO