Kaum noch Ware in den Regalen: Kunden eines Pekinger Supermarkts decken sich mit Instant-Gerichten ein.

Chinas Null-Covid-Politik Angst vor Lockdown in Peking

Stand: 25.04.2022 19:11 Uhr

In Peking warnen Behörden vor einem Corona-Ausbruch - und die Bevölkerung reagiert mit Hamsterkäufen: Viele haben Angst, dass die Hauptstadt bald abgeriegelt wird wie Shanghai.

Leere Supermarktregale gibt es nun auch in der chinesischen Hauptstadt Peking - so wie in Shanghai kurz vor dem Lockdown vor vier Wochen. Die Behörden warnen, dass sich das Virus in der Hauptstadt bereits seit einer Woche unentdeckt verbreitet hat. Sie gehen davon aus, dass abseits der mindestens 70 Fälle, die aktuell gemeldet sind, noch mehr Infektionen entdeckt werden.

Ein Experte des nationalen Gesundheitsamtes sagte der parteinahen Zeitung "Global Times", ob ein Lockdown über ganz Peking oder Teile verhängt werde, hänge von der Ausbreitung des Virus ab. Mehrere Wohnblocks im größten Stadtteil Pekings, Chaoyang, sind bereits abgeriegelt. Auf einer Pressekonferenz zum Corona-Ausbruch sagte Tian Wei, Direktor des Informationsbüros der Kommunistischen Partei auf Stadtebene, man müsse "entschlossene Maßnahmen ergreifen: "Todesfälle verhindern, schnell handeln, die Risiken so schnell wie möglich erkennen und kontrollieren, den Ursprung der Fälle aufdecken, PCR-Tests organisieren und die Kette der Virusübertragung durchbrechen."

Lehren aus dem Lockdown

Die Behörden in Peking wollen nach eigenen Angaben mit dem schnellen Vorgehen Lehren aus dem Lockdown in Shanghai und anderen Städten ziehen. Die internationale Finanzmetropole ist seit vier Wochen in einem strikten Lockdown. Ein Ende ist nicht absehbar. Angekündigte Lockerungen wurden teilweise nicht umgesetzt oder wieder rückgängig gemacht.

Das Virus verbreitet sich dort weiter. Täglich meldet Shanghai derzeit fast 20.000 Neuinfektionen und einen neuen Höchstwert bei den Todesfällen. Weitere 51 Menschen sind nach offiziellen Angaben im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

Sophie Richardson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert, dass Menschen nach wie vor einen erschwerten Zugang zu Lebensmitteln und medizinischer Versorgung haben. "Die Regierung kann nicht einfach tun, was sie will. Wenn sie einen Lockdown verhängt, muss sie gewährleisten, dass Menschen immer noch Lebensmittel, Trinkwasser, Medizin und medizinische Behandlung für andere Krankheiten als Covid-19 erhalten", sagt sie und kritisiert auch den eingeschränkten Zugang der Menschen zu Informationen: Die Menschen hätten kaum Möglichkeiten zu erfahren, was die Regierung tue - geschweige denn es mit dem zu vergleichen, was die Regierung offiziell kommuniziere.

Schiffs-Stau und Börsen-Talfahrt

Am größten Hafen der Welt in Shanghai wird der Stau von Schiffen immer länger, die darauf warten, entladen und beladen zu werden. Durch die Abriegelungen in Shanghai gibt es zu wenige Lkw-Fahrer, die Waren zum und vom Hafen wegbringen können. Außerdem können sie ohne Sondergenehmigungen nicht frei in der Stadt fahren.

Die Aktienmärkte in China sind aus Sorge wegen einer möglichen Ausweitung der Ausgangssperren auf die Hauptstadt auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren abgestürzt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 25. April 2022 um 18:38 Uhr.