Israelischer Raketenbeschuss im Gazastreifen. | AFP

Raketenbeschuss im Gazastreifen Neue Eskalation in Nahost

Stand: 27.01.2023 04:12 Uhr

Nach einer tödlichen israelischen Razzia eskaliert erneut die Gewalt in Nahost. Aus dem Gazastreifen wurden zwei Raketen abgefeuert - das israelische Militär reagierte mit neuen Angriffen. Zuvor hatten die Palästinenser einen Stopp der Sicherheitskooperation angekündigt.

Nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat das israelische Militär Luftangriffe auf Ziele in dem palästinensischen Autonomiegebiet ausgeführt. Die Angriffe hätten Ausbildungsstätten der militanten Hamas gegolten, teilte das Militär am Morgen mit.

Laut Augenzeugen und Berichten lokaler Medien feuerten israelische Drohnen zwei Raketen auf eine Basis im Zentrum von Gaza ab.

Zuvor waren israelischen Angaben zufolge zwei Raketen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels abgefeuert worden, die vom "Iron Dome" genannten Raketenabwehrsystem abgefangen wurden.

Tödliche israelische Razzia

Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen wiederum folgten auf einen Einsatz israelischer Soldaten in einem Flüchtlingslager im Ort Dschenin im Westjordanland, bei dem nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet wurden. 20 weitere Menschen wurden demnach verletzt.

Es handelte sich um den folgenschwersten Militäreinsatz in dem besetzten Gebiet seit zwei Jahrzehnten. Auslöser der Razzia waren nach Militärangaben Informationen, wonach Angriffe auf israelische Staatsbürger unmittelbar bevorstanden.

Am Donnerstag wurde örtlichen Angaben zufolge zudem ein 22-Jähriger nördlich von Jerusalem bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten erschossen.

Das Blutvergießen schürt Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation der ohnehin schon angespannten Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten.

Autonomiebehörde setzt Sicherheitskoordination aus

Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte als Konsequenz aus dem Militäreinsatz in Dschenin an, ihre koordinierende Zusammenarbeit mit Israel in Sicherheitsfragen zu beenden. Die Hamas im Gazastreifen drohte mit Vergeltung.

Ähnliche Ankündigungen wie die aktuelle hatte die Autonomiebehörde schon bei früheren Gelegenheiten gemacht - sie wurden allerdings de facto nicht umgesetzt. Zuletzt hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Zusammenarbeit im Mai 2020 angesichts von israelischen Annexionsplänen aufgekündigt. Hinter den Kulissen ging sie jedoch weiter.

Die Zusammenarbeit zwischen palästinensischen und israelischen Sicherheitskräften geht auf Friedensverhandlungen in den 1990er-Jahren zurück. Beide Seiten tauschen nachrichtendienstliche Informationen aus, um Terroranschläge zu verhindern oder größere Einsätze in den allein von der palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Zonen zu koordinieren. Zudem soll verhindert werden, dass militante Gruppen die Oberhand in dem Gebiet erlangen. Die nun ausgesprochene Aufkündigung der Kontakte nährt die Sorge, dass Angriffe militanter Gruppen künftig kaum noch verhindert werden können.

Israel hatte 1967 im Sechstagekrieg auch das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Verhandlungen über eine dauerhafte Friedensregelung liegen seit 2014 brach.

Über dieses Thema berichtete die "tagesschau in hundert Sekunden" am 27. Januar 2023 um 01:55 Uhr und 04:55 Uhr.