Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un spricht auf einer Militärparade in Pjöngjang.

Nordkorea Kim will Atomwaffenprogramm ausbauen

Stand: 26.04.2022 14:38 Uhr

Mit "größtmöglicher Geschwindigkeit" sollen nach dem Willen des nordkoreanischen Machthabers Kim die Nuklearstreitkräfte des isolierten Landes weiterentwickelt werden. Dabei denkt er offenbar nicht nur an Abschreckung.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat einen rascheren Ausbau des Atomwaffenprogramms seines Landes angekündigt. Die Nuklearfähigkeiten müssten mit "größtmöglicher Geschwindigkeit" weiterentwickelt werden, wurde Kim laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap von den staatlich kontrollierten Medien zitiert. Kim hielt demnach eine Rede während einer Militärparade am späten Montagabend (Ortszeit) im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang.

Laut Kim sollten die Waffen in erster Linie der Abschreckung dienen, aber auch bei Angriffen auf die "grundlegenden Interessen" Nordkoreas eingesetzt werden. "Die grundsätzliche Aufgabe unserer Atomstreitkräfte ist die Kriegsabschreckung, aber unsere Atomwaffen können nicht nur an eine einzige Aufgabe gebunden sein."

Militärschau mit Raketen

Bei der Truppenschau wurden auch strategische Waffen einschließlich der größten nordkoreanischen Interkontinentalrakete (ICBM) vom Typ Hwasongpho-17 vorgeführt. Anlass für das Propagandaspektakel war der 90. Gründungstag der Koreanischen Revolutionären Volksarmee (KPRA). Nordkorea benennt damit Guerilla-Einheiten, die einst gegen die japanische Kolonialmacht kämpften. Neben dem Gründungstag der KPRA am 25. April erklärte das Land zudem den 8. Februar zum Tag der Gründung seiner heutigen Volksarmee.

Nordkorea unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms massiven internationalen Sanktionen und ist weitgehend isoliert. Die nordkoreanische Führung nimmt oft Feiertage zum Anlass, um militärische Stärke zu demonstrieren. Paraden werden dabei oft genutzt, um auch die innere Einheit zu stärken.

"Symbol nationaler Stärke"

Kim warnte den Berichten zufolge bei der jüngsten Truppenschau, alle feindseligen Kräfte würden aufhören zu existieren, sobald sie die militärische Konfrontation suchten. Nordkorea sei darauf vorbereitet, seine nukleare Abschreckung jederzeit einsetzen zu können. Die Atomwaffen seines Landes bezeichnete Kim als "Symbol unserer nationalen Stärke und Kern unserer militärischen Macht".

Das Land hat in diesem Jahr bereits mehrfach Raketen einschließlich einer Interkontinentalrakete getestet, die einen Atomsprengkopf tragen können. Experten zufolge ist auch eine Wiederaufnahme von Atomwaffentests wahrscheinlich. Seit 2017 wurden in Nordkorea keine Nuklearwaffen mehr getestet. Auf Satellitenbildern waren zuletzt jedoch Anzeichen für neue Aktivitäten auf dem nordkoreanischen Atomtestgelände Punggye-ri zu sehen.

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von atomwaffenfähigen Raketen jeglicher Reichweite. Experten vermuten, dass Pjöngjang mit den Tests auch den Druck auf die USA verstärken will, damit sie konkrete Vorschläge für neue Gespräche vorlegen. Die Verhandlungen mit Nordkorea über sein Atomprogramm kommen seit mehr als drei Jahren nicht mehr voran.

Thorsten Iffland, ARD Tokio, 26.04.2022 17:28 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. April 2022 um 12:27 Uhr.