Unterstützer von Aung San Suu Kyi gehen mit Plakaten auf die Straße (Archivbild von Februar 2021).

Urteil in Myanmar Weitere Haftstrafe für Aung San Suu Kyi

Stand: 29.09.2022 11:11 Uhr

Ein Gericht in Myanmar hat die frühere Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu drei weiteren Jahren Haft verurteilt. Gegen ihren australischen Wirtschaftsberater wurde das gleiche Strafmaß verhängt.

Die von der Militärjunta Myanmars gestürzte Regierungschefin Aung San Suu Kyi ist zu drei Jahren Haft ohne Zwangsarbeit verurteilt worden. Sie wurde für schuldig befunden, gegen ein Gesetz zu Amtsgeheimnissen verstoßen zu haben.

In den vergangenen Monaten war Aung San Suu Kyi schon wegen verschiedener angeblicher Vergehen verurteilt worden - darunter Korruption, Anstiftung zum Aufruhr, Wahlbetrug und Verstoß gegen Pandemie-Auflagen. Insgesamt soll die 77-Jährige nun 20 Jahre in Haft verbringen müssen.

Politisch motivierte Schauprozesse

Beobachter sprechen von politisch motivierten Schauprozessen. Seit Juni sitzt die Friedensnobelpreisträgerin in einem Gefängnis der Hauptstadt Naypyidaw in Einzelhaft. Weitere Prozesse aufgrund anderer Vorwürfe gegen Aung San Suu Kyi sind angekündigt.

Auch der australische Ökonom Sean Turnell wurde mit der gleichen Begründung zu drei Jahren Haft verurteilt. Der frühere Wirtschaftsberater von Aung San Suu Kyi lebt seit einigen Jahren in dem südostasiatischen Land und wurde kurz nach dem Militärputsch festgenommen.

Vertretern aus Australien sowie Medien sei der Zugang zum Gerichtssaal untersagt gewesen, berichtete der australische Sender "ABC".

Putsch nach Wahlsieg von Aung San Suu Kyi

Aung San Suu Kyi wurde mit den ersten freien Wahlen nach Jahrzehnten der Diktatur im Jahr 2015 Regierungschefin Myanmars. Aufgrund eines vor den Wahlen auf sie zugeschnittenen Gesetzes konnte sie trotz Wahlsiegs nicht offiziell das Amt der Regierungschefin antreten. Als sogenannte Staatsberaterin und Außenministerin Myanmars war sie jedoch die faktische Regierungschefin.

Im Februar 2021 hatte das Militär die Regierung um Aung San Suu Kyi gestürzt, nachdem ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie, drei Monate zuvor die zweiten freien Wahlen in Folge erneut klar gewonnen hatte. Seit dem Putsch regiert die Junta mit großer Brutalität. In 2023 sollen Neuwahlen stattfinden.

Sandra Ratzow, Sandra Ratzow, ARD Singapur, 29.09.2022 09:37 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. September 2022 um 09:00 Uhr.