Mount Everest

Erstbesteigung vor 70 Jahren Als der Mount Everest noch ein Wagnis war

Stand: 29.05.2023 17:00 Uhr

Vor 70 Jahren ist es zwei Bergsteigern zum ersten Mal gelungen, den Mount Everest zu erklimmen. Inzwischen leidet die Natur dort unter der Menge an Touristen, ihrem Müll und vor allem: dem Klimawandel.

Zehn Meter vor dem Gipfel halten sie nochmal kurz inne: Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Dann laufen sie gemeinsam zur Spitze. So erinnert sich Norgay, der nepalesische Sherpa, an die letzten Schritte auf den höchsten Berg der Welt. Am 29. Mai 1953 um die Mittagszeit ist es soweit: Der Neuseeländer und der Sherpa stehen als erste Menschen auf dem Mount Everest, auf 8848 Metern. Bis heute ist unklar, wer tatsächlich als Erster seinen Fuß auf den Gipfel setzte.

Erstbesteiger des Mount Everest: Der Neuseeländer Edmund Hillary, rechts, und der nepalesische Sherpa Tenzing Norgay.

Die Erstbesteiger des Mount Everest: der Neuseeländer Edmund Hillary, rechts, und der nepalesische Sherpa Tenzing Norgay.

Eine goldene Statue zum Andenken

Zum 70. Jahrestag wurde jetzt in Nepal in der Stadt Lukla eine goldene Statue der beiden Bergsteiger enthüllt. Sie steht am Flughafen der Stadt Lukla. Von dort starten die meisten Expeditionen.

Zum 50. Jahrestag 2003 war Sir Edmund Hillary nochmal nach Nepal gereist - mit 83 Jahren. Begleitet von seiner Frau saß er in einer Pferdekutsche und war Teil einer langen Prozession. Menschen jubelten ihnen zu. Nach dem erfolgreichen Abstieg hatte Königin Elisabeth II. Hillary zum Ritter des britischen Empire geschlagen. Norgay blieb diese Ehre verwehrt.

Sir Edmund Hillary und seine Frau June Hillary

Zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung im Jahr 2003 fuhren Sir Edmund Hillary und seine Frau June Hillary in Nepal in einer Pferdekutsche.

Zu viel Wärme, zu viele Touristen, zu viel Müll

Inzwischen haben fast 10.000 Bergsteiger den Mount Everest erklommen - teilweise überwinden sie Gletscherspalten auf Leitern, immer am Seil gesichert. Ein Weg mit Lebensgefahr: Mehr als 300 verloren ihr Leben bei dem Versuch. Manche sprachen von eine Art Massentourismus am Basislager des Everest - mit Folgen auch für die Umwelt. Die Gemeinschaft der Bergsteiger vom nepalesischen Volk der Sherpa macht sich zunehmend Sorgen wegen der Folgen durch den Klimawandel.

Bergsteiger am Mount Everest

Der Mount Everest als Selfie-Spot: Inzwischen leidet der höchste Berg der Erde unter Massentourismus.

"Die Auswirkungen des Klimawandels treffen nicht nur die Fische in der Antarktis, die Wale oder die Pinguine, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Berge des Himalaya und die Menschen dort", sagt Ang Tshering. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, die Region vor den Auswirkungen der globalen Erwärmung zu schützen. Fast jedes Jahr organisieren Tshering und seine Trekking-Agentur eine besondere Tour: Sie sammeln Müll, den Everest-Bergsteiger liegen gelassen haben.

Helfer sammeln im Base Camp vom Mount Everest den Müll auf

Helfer sammeln am Basis-Camp des Mount Everest Müll auf.

Die Auswirkungen des Klimawandels und der globalen Erwärmung sind in der Hochgebirgsregion des Himalaya gravierend, sagte Tshering der Nachrichtenagentur AP. "Der Temperaturanstieg in der Himalaya-Region liegt über dem globalen Durchschnitt, sodass Schnee und Eis schnell schmelzen und die Berge sich schwarz färben, die Gletscher schmelzen und die Seen austrocknen."

2000 Jahre alte Eismassen sind geschmolzen

Auch andere Sherpas berichten, dass sie die Veränderungen des Khumbu-Gletschers am Fuße des Everest, in der Nähe des Basislagers, gesehen haben - wie Phurba Tenjing. Der Sherpa hat vor kurzem zum 16. Mal den Gipfel erklommen. Er besteigt den Everest, seit er 17 Jahre alt ist. Inzwischen sei so viel Schnee und Eis geschmolzen, dass sie inzwischen für einen Pfad nur noch eine halbe Stunde bräuchten. Der gleiche Weg habe früher über den Gletscher fast sechs Stunden gedauert. "Früher kamen die Gebäude ähnlichen Eisbrocken des Khumbu-Gletschers den ganzen Weg bis zum Basislager hinauf. Aber jetzt sehen wir sie nicht mehr in der Nähe des Lagers."

Karte: Mount Everest, Nepal

Laut einer US-Studie haben die Gletscher des Mount Everest in den letzten 30 Jahren Eismassen verloren, die 2000 Jahre alt waren. "Früher haben wir das Eis des Gletschers geschmolzen, um Trinkwasser zu gewinnen. Heute trinken wir zwar immer noch Wasser, aber das ist bereits geschmolzen und in Teichen", so Tenjing.

Bei der Erstbesteigung heute vor 70 Jahren sah das Dach der Welt für Edmund Hillary und Tensing Norgay noch eisiger aus. Sie waren Teil einer britischen Expedition. Es war der neunte Versuch, den Everest zu erklimmen. Für den Gedenktag heute veranstaltet die nepalesische Regierung eine Parade durch die Hauptstadt Kathmandu und eine Zeremonie zu Ehren der Bergsteiger und Sherpa des Mount Everests.

Charlotte Horn, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 29.05.2023 16:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 29. Mai 2023 um 15:18 Uhr.