Ein tausend Jahre alter Läusekamm mit Inschrift aus Elfenbein.

Kanaanitische Inschrift auf Kamm "Möge dieser Stoßzahn Läuse ausrotten"

Stand: 09.11.2022 13:43 Uhr

Israelische Forscher sind begeistert von einem Zufallsfund. Auf einem Läusekamm haben sie den wohl ältesten ganzen Satz in kanaanitischer Sprache entdeckt. Ein Archäologe spricht von einem Meilenstein.

Forscher haben in Israel eine Tausende Jahre alte Inschrift auf einem Läusekamm aus Elfenbein entdeckt. Es handele sich dabei um den ältesten geschriebenen Satz in kanaanitischer Sprache, der bisher in Israel gefunden wurde, teilte die Hebräische Universität Jerusalem (HU) mit.

"Möge dieser Stoßzahn die Läuse in Haar und Bart ausrotten", steht auf dem Fundstück. Es wird auf etwa 1700 Jahre vor Christus datiert. "Die Inschrift ist ein direkter Beweis für die Verwendung des Alphabets im täglichen Leben vor etwa 3700 Jahren. Dies ist ein Meilenstein in der Geschichte der menschlichen Fähigkeit zu schreiben", sagt Josef Garfinkel von der HU. Der Archäologe war an den Ausgrabungen in Lachisch beteiligt.

Selbst reiche Menschen hatten offenbar Kopfläuse

Da es sich bei Elfenbein um einen Luxusgegenstand handele, sei der Kamm ein Indiz dafür, "dass selbst Menschen mit hohem sozialen Status unter Läusen litten". Die Forscher gehen davon aus, dass der Kamm aus Ägypten importiert wurde, da es zu dieser Zeit keine Elefanten in Kanaan gab.

Garfinkel sagte der Nachrichtenagentur AP, der Fund des Elfenbeinkamms im antiken Palast- und Tempelbezirk und die Erwähnung des Barts könnten darauf hindeuten, dass damals nur wohlhabende Männer lesen und schreiben konnten. "Es ist ein sehr menschlicher Text", sagte Garfinkel. "Er zeigt, dass Menschen sich nicht wirklich verändert haben, und dass Läuse sich nicht wirklich verändert haben."

Ausgrabungsort Lachisch im Süden Israels

Der Ausgrabungsort Lachisch im Süden Israels, wo der Kamm gefunden wurde.

Läusekamm ähnelt den heute üblichen

Der kleine Kamm ist etwa 3,5 mal 2,5 Zentimeter groß und wurde bereits 2017 gefunden, wie es in der Mitteilung der Universität hieß. Die sehr flach eingravierten 17 Buchstaben seien jedoch erst bei einer Nachbearbeitung entdeckt worden. Details des Funds wurden nun in der Fachzeitschrift "Jerusalem Journal of Archaeology" veröffentlicht.

Der Kamm ähnelt demnach heute im Handel erhältlichen Läusekämmen. Er weise auf einer Seite Ansätze von sechs dicken Zinken zum Entwirren von Haarknoten sowie auf der anderen Seite Reste von 14 feinen Zähnen zum Entfernen von Läusen und deren Eiern auf. Bei einer mikroskopischen Untersuchung seien zudem 0,5 bis 0,6 Millimeter große Reste von Kopfläusen gefunden worden.

Erster ganzer Satz in kanaanitischer Sprache

Bereits zuvor seien in Israel einzelne Wörter in der kanaanitischen Sprache entdeckt worden, jedoch nach Angaben der Forscher noch nie ein ganzer, aussagekräftiger Satz. Eine weitere Besonderheit der Inschrift liegt laut den Forschern darin, dass sie sich auf den Zweck des Gegenstands bezieht, auf den sie geschrieben wurde, im Gegensatz zu Widmungs- oder Eigentumsinschriften.

Die archaisch geformte Inschrift stammt demnach aus der ersten Phase der Erfindung der Alphabetschrift. Sie wurde von den Kanaanitern um 1800 vor Christus unter ägyptischem Einfluss entwickelt und später von den meisten anderen Sprachen der Welt verwendet. Die inzwischen ausgestorbene Sprache gehört zu den semitischen Sprachen und ist mit dem Hebräischen verwandt.